von Michaela und Günter

Monat: November 2019

Rotlicht

Haut

Thema: Rotes Licht

Rotes Licht – Rotlicht
Infrarot – Wärme

Wellen, die den Körper zum Schwingen bringen.
Wellen, die Moleküle aneinander reiben lassen.
Wellen, die sich unsichtbar durch den Körper ausbreiten

die Haut erhitzen, sie erglühen lassen
zuerst wohlig, dann heiß
eine Reaktion auslösen
ein Schauern?

oder Perlen aus Schweiß,
die aus der Haut quellen
wie Morgentau, der in den ersten Sonnenstrahlen
sein kühlendes Nass der Wiese opfert.

Schweißperlen, die sich verketten.
Ketten aus Schweiß, aufgefädelt
an den feinen Härchen

die sich wie eine unendliche Wiese
über unseren Körpern erstrecken
und uns einhüllen
in ein Meer aus Flaum.




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Rotes Licht

Rotes Licht

Körper umschmeichelnd, romantisch

Haut….

glatt und weich….

sanft berührt….

zart….

Raum zärtlich eingehüllt

geheimnisvoll

beschützend

umarmend

liebevoll






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Glas

Vollkommenheit

Thema: Glas

Zerbrechlich und unsichtbar
aus Sand geboren
in der Hitze geschmiedet
beim Erkalten durch das Einströmen
des Atems zum Leben gebracht
oder zersprungen
durch Hast aus dem Gleichgewicht gebracht

gescheitert an der Unvollkommenheit
des Lebenseinhauchers
feine Linien werden zu Sprüngen
Risse durchqueren die Unsichtbarkeit

sichtbar
unsichtbar
sichtbar
verletzbar
unverletzbar
verletzbar

in der Distanz nicht erkennbar
nur ganz nah
wird das Mosaik sichtbar
die Pixel und Linien
die Dreiecke und Vierecke
die Ecken und Kanten
die die Unvollkommenheit vollkommen machen

sichtbar
unsichtbar
sichtbar




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Glas

Glas

Rundungen, weiche Rundungen ergeben diese Form.
Es kann Dinge fassen und bei sich behalten.
Wenn es fällt, erklingt ein klirrend heller Ton.

Seine Farbe erinnert mich an Jade.
Die Oberfläche ist glatt und hart, fühlt sich in der Hand aber trotzdem weich an.
Wenn man mit nassen Fingern am Rand entlang fährt, erklingen zarte Töne.

Je nachdem wie viel Flüssigkeit sich darin befindet, verändern sich die Töne.

Mehrere davon nebeneinander, mit verschiedenen Mengen an Flüssigkeiten ergeben, so man es kann, eine ganze Tonleiter.
Mit dieser schaffen geübte ganze Lieder zu spielen.

Nun bin ich mir gewiss, dass ihr wisst, welch Gegenstand das ist.





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2019 11 16 - Wasser und Luft Günter - Wasserzeichen

Die Jagd

Thema: Wasser und Luft

Die scharfe, kühle Morgenluft des nebeligen Novembertages schoss in die Lunge des dahinsprintenden Wolfes. Er spürte die Anwesenheit seines Rudels, obwohl es im dumpfen Dämmerlicht des anbrechenden Tages nicht sichtbar war.

Nur das vereinzelte Knacken eines Astes oder das Scheuern von Fell im Gebüsch verriet die Position seiner Gefährten. Wotan sprintete durch einen eiskalten Bach, immer konzentriert darauf, das Gleichgewicht zu halten. Er ignorierte die frostigen Tropfen, die vom aufgewühlten Wasser auf sein dampfendes Fell prallten. Stechender Hunger trieb seinen Fokus dazu jedes Geruchsmolekül seiner panischen Beute durch seine weit geöffnete Nase aufzusaugen.

Seine Aufgabe war klar, er durfte die Beute nicht zur Ruhe kommen lassen. Er musste Panik verbreiten, um seinem Rudel die Möglichkeit zu verschaffen, das einsame Reh zu flankieren. Zu viele Tage waren mit der frustrierenden Suche nach Beute vergangen. Die Jungwölfe brauchten dringend Nahrung.

Wotan spürte, dass der Nachwuchs das Tempo der Erwachsenen nicht mehr mithalten konnte. Und der harte Winter, der mit seinem Schnee den Geruch und die Spuren der Beute überdeckte, stand erst bevor.

Wotan versuchte die Gedanken an eine ungewisse Zukunft zu verdrängen und sich wieder auf seine aktuelle Aufgabe zu konzentrieren.











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2019 11 16 - Der Rabe Günter - Wasserzeichen

Der Rabe

Ziellos ließ ich meinen unfokussierten Blick durch das Zimmer wandern. So vertraut und doch fremd. Das Kinderbett mit dem rosa Einhornüberzug, die Plüschtiere und der vollgeräumte Schreibtisch vor dem Fenster.

Schnell wandte ich mich von meinem schemenhaften Spiegelbild ab. Die hagere Gestalt in dem schwarzen Anzug war ich noch nicht bereit zu ertragen. Ich versuchte vergebens nichts zu fühlen, die unendliche Trauer riss mich aber wie eine zusammenbrechende Riesenwelle mit sich fort. Es gab nicht einmal mehr Tränen, um meinen Blick zu verschleiern.

Ich ließ mich auf das Bett fallen.
Die hin- und herwogenden Emotionen wurden durch etwas Hartes unter meiner linken Gesäßbacke unterbrochen. Ich griff unter die Decke und zog einen bemalten Stein hervor. Einen Stein, den Emma an einem ihrer letzten Tage zu Hause gemalt haben musste. Mit ihrem Lieblingmotiv darauf – einem schwarzen Raben.

Ein unerträglicher Schmerz brachte endlich den Damm zum Bersten und ich versank völlig aufgelöst in der noch nach Emma duftenden Einhorndecke.

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2019 11 15 - Kater Günter - Wasserzeichen

Kater

„Scheiß Wecker!“, krächzte ich, als mich ein penetrantes Kreischen jäh aus meinen verkaterten Träumen riss. Das Quälen meiner Stimmbänder führte nur zu einem Hustenanfall, der mich endgültig wach machte. Im schwachen, grünen Licht meiner Weckeranzeige taumelte ich in die Küche, um den widerlichen Geschmack aus meinem Mund zu spülen. Schlafwandlerisch zog ich die Kühlschranktür auf und nahm einen tiefen Schluck aus dem Milchkarton.

„Fuck!“, dachte ich, als ich die geronnenen Brocken Milch angewidert in die Küchen-Abwasch spuckte. Für die einsame Flasche Wodka war ich aber definitiv noch nicht bereit. Da blieb mir wohl ein unfreiwilliger Besuch beim Billa ums Eck nicht erspart.

„Hilft ja nüscht.“, dachte ich deprimiert, während ich langsam Richtung Badezimmer taumelte.
Eine halbe Stunde später stand ich mit einem Liter Milch und einem Mischbrot mit einem -50% Pickerl an der Kassa. Den mitleidigen Blick der Kassiererin kannte ich schon, was meinen regelmäßigen Canossagang aber leider nie angenehmer machte.

„Wenigstens wartet noch mein neues Buch auf mich.“, dachte ich am Heimweg.










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Beginne etwas Neues Günter - WASSERZEICHEN

Beginne etwas Neues

Vor dem Scherbenhaufen des Lebens
verwirrt und ohne Ziel
die Suche nach dem Sinn vergebens
in ein tiefes Loch ich fiel.

Im Düstern krächzte der Rabe
ein Schauer durch meinen Körper lief
„Vergänglich bist du!“, er rief
„Suchen musst du deine Gabe!“.

Doch wohin ich mich auch wende
die Hoffnung sich verneint
da fällt der Blick auf meine Hände
und die Zukunft mir erscheint.












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