Ziellos ließ ich meinen unfokussierten Blick durch das Zimmer wandern. So vertraut und doch fremd. Das Kinderbett mit dem rosa Einhornüberzug, die Plüschtiere und der vollgeräumte Schreibtisch vor dem Fenster.

Schnell wandte ich mich von meinem schemenhaften Spiegelbild ab. Die hagere Gestalt in dem schwarzen Anzug war ich noch nicht bereit zu ertragen. Ich versuchte vergebens nichts zu fühlen, die unendliche Trauer riss mich aber wie eine zusammenbrechende Riesenwelle mit sich fort. Es gab nicht einmal mehr Tränen, um meinen Blick zu verschleiern.

Ich ließ mich auf das Bett fallen.
Die hin- und herwogenden Emotionen wurden durch etwas Hartes unter meiner linken Gesäßbacke unterbrochen. Ich griff unter die Decke und zog einen bemalten Stein hervor. Einen Stein, den Emma an einem ihrer letzten Tage zu Hause gemalt haben musste. Mit ihrem Lieblingmotiv darauf – einem schwarzen Raben.

Ein unerträglicher Schmerz brachte endlich den Damm zum Bersten und ich versank völlig aufgelöst in der noch nach Emma duftenden Einhorndecke.

Originalhandschrift
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