Thema: Wasser und Luft

Die scharfe, kühle Morgenluft des nebeligen Novembertages schoss in die Lunge des dahinsprintenden Wolfes. Er spürte die Anwesenheit seines Rudels, obwohl es im dumpfen Dämmerlicht des anbrechenden Tages nicht sichtbar war.

Nur das vereinzelte Knacken eines Astes oder das Scheuern von Fell im Gebüsch verriet die Position seiner Gefährten. Wotan sprintete durch einen eiskalten Bach, immer konzentriert darauf, das Gleichgewicht zu halten. Er ignorierte die frostigen Tropfen, die vom aufgewühlten Wasser auf sein dampfendes Fell prallten. Stechender Hunger trieb seinen Fokus dazu jedes Geruchsmolekül seiner panischen Beute durch seine weit geöffnete Nase aufzusaugen.

Seine Aufgabe war klar, er durfte die Beute nicht zur Ruhe kommen lassen. Er musste Panik verbreiten, um seinem Rudel die Möglichkeit zu verschaffen, das einsame Reh zu flankieren. Zu viele Tage waren mit der frustrierenden Suche nach Beute vergangen. Die Jungwölfe brauchten dringend Nahrung.

Wotan spürte, dass der Nachwuchs das Tempo der Erwachsenen nicht mehr mithalten konnte. Und der harte Winter, der mit seinem Schnee den Geruch und die Spuren der Beute überdeckte, stand erst bevor.

Wotan versuchte die Gedanken an eine ungewisse Zukunft zu verdrängen und sich wieder auf seine aktuelle Aufgabe zu konzentrieren.











Originalhandschrift
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