von Michaela und Günter

Monat: November 2022

Bild einer alten Frau Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Günter

Zerfallende Gedanken

Thema: Bild einer alten Frau

5 Karotten, 4 Erdäpfel, 2 Zwiebel…
Was fehlt noch?
Ah, eine Staude Lauch!
 
Wenn mir meine nichtsnutzige Schwiegertochter beim Einkauf helfen könnte, wäre das großartig!
Leider sehr unwahrscheinlich.
 
Mein armer Sohn. So brav in der Schule und jetzt eine Alkoholikerin als Frau.
 
Was fehlt noch?
 
Öl ist im Hause. Wieviel Geld ist da?
Ich kann nicht wieder anschreiben lassen.
 
Hat die Schwiegertochter wieder alles versoffen?
Hoffentlich hat sie das Versteck in der rostigen Dose hinter dem Herd noch nicht gefunden.
 
Was fehlt noch?
 
Müdigkeit habe ich genug. Holz ist auch noch da.
Nur noch ein paar Minuten ausruhen.










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Bild einer alten Frau Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Bild einer alten Frau

Ach, endlich mal einen Augenblick Zeit um ein kleines Päuschen zu machen.
Das habe ich mir aber auch redlich verdient.
Schließlich habe ich heute schon genug getan und erledigt.
Hier zu sitzen und die Augen mal ein wenig ausruhen.

Immer diese Schufterei, das ganze Leben lang.

Aber es gab auch schöne Zeiten.
Die vielen Feste, die wir gefeiert haben.
Wir haben gelacht und getanzt, was das Zeug hält.

Ich habe die Welt bereist, so viele schöne Dinge gesehen. Es war traumhaft und immer wieder herrlich neue Menschen zu treffen.

Ja, es war ein langes anstrengendes aber auch ein Ereignisreiches Leben.

So und nun muss ich weiter, mein Essen brennt sonst an und dann gibt’s wieder Ärger mit Erwin, dem alten Taugenichts.









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Beginne etwas neues oder fang neu an Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Beginne etwas Neues oder fang neu an

„Ich will die Scheidung.“, sagte Kathrin zu Roman und schoss hinterher:“ Dieses Mal ziehe ich es durch, du brauchst gar nicht erst zu versuchen mich wieder mal umzustimmen!
 
Ich habe es endgültig satt, immer nur dann für dich wichtig zu sein, wenn dich mal wieder eine deiner feinen Damen abserviert, nachdem sie dich und deine Tour durchschaut hat haben.
 
Meine Tickets sind gebucht und bezahlt.
Der Umzugswagen ist bestellt.
Martin mein Sohn, ja mein Sohn.
Wenn ich jetzt schon aufräume, dann ganz, denn du bist nicht sein Vater, eröffnet wie du weißt, ein Hotel auf Madeira.
 
Ich werde mit ihm gehen und den Rest meines Lebens dort noch die Sonne genießen und ihm mit meinem Wissen aus der Gärtnerei unterstützen.
 
Mein Gott, ich habe Besseres verdient als dich!“










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Beginne etwas neues oder fang neu an Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Günter

Ungewisse Zukunft

Thema: Beginne etwas Neues oder fang neu an

Sarah stand vor dem Eingang des Genetic Future-Komplexes in Denver.
Junge, dynamische Menschen strömten in beiden Richtungen an ihr vorbei. Der eine oder andere neugierige Blick streifte sie, stach sie doch mit ihrer schwarzen, runzligen Haut und ihren antiken Holzstock aus der Menge heraus. Ihr Kommunikator piepste und riss sie aus ihrer Erstarrung.
Eine Nachricht vom Krankenhaus, in dem ihr Mann lag.
Die letzte Mahnung für die Bezahlung der Behandlungskosten.
Ein astronomischer Betrag.
 
„Diese erpresserischen Schweine wissen leider, was sie tun.“, dachte Sarah und versuchte ihre verkrampften Kiefermuskeln zu lockern.
„Macht keinen Sinn, das noch länger aufzuschieben.“, dachte Sarah und humpelte, auf ihren Holzstock gestützt, durch den Eingang.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte der Rezeptionsroboter.
Sarah hielt ihm wortlos ihren Kommunikator mit dem Anzeigebild ihres Termins hin. Die Anzeige am Bildschirm des Rezeptionsrobotors wechselte auf grün. Sarahs Kommunikator piepste und zeigte ihr den Weg zur medizinischen Abteilung von Genetic Future an.
 
„Vielen Dank für Ihren Besuch!“, hörte Sarah von hinten, bereits am Weg zur Schlange vor den Kontrollschranken. Beim Warten in der Schlange zogen noch einmal Bilder der verrückten letzten drei Tage an ihrem inneren Auge vorbei. Die Verzweiflung am Bett ihres Mannes, dann die Nachricht von Genetic Future. Ihr Ergebnis des Screening-Tests, der bei allen Einwohnern Denvers über 70 durchgeführt wurde.
Mit dem unglaublichen Angebot, das ihre allergrößte Sorge mit einem Schlag aus der Welt schaffen würde.
Aber gleichzeitig das definitive Ende ihres derzeitigen Lebens bedeuten würde.












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Mensch, spaziergang, einkaufen, nach Hause Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Das Geheimnis

Thema: Mensch, Spaziergang, einkaufen, nach Hause

Verstohlen blickte Johann sich um.
Zuerst links die Straße hinauf, dann rechts auf die Kreuzung hinab.
Nichts und niemand war zu sehen.
Allein die verschiedenen Vogelgesänge durchbrachen die völlige Stille.
 
Nochmals schnell links und rechts geblickt, sicher ist sicher.
Man kann schließlich nicht vorsichtig genug sein, wenn es um ein Geheimnis geht.
 
Rascheln, dann ein kurzes Knarren und schon war Johann durch das Gestrüpp und das dahinter versteckte, von außen nicht sichtbare Türchen hindurchgeschlüpft.
 
Was sich dahinter verbarg, war ein traumhaftes Wäldchen.
 
Er stellte den Alarm seiner Armbanduhr auf 15 Minuten, damit er die Zeit nicht vergaß. Das konnte hier schnell passieren, wie er wusste.
 
Und dann eine glaubwürdige Ausrede für so viel vergangene Zeit zu finden, war gar nicht so einfach.
 
Das sollte ihm heute nicht passieren.
Er atmete tief ein und ging los.
 
Diese prächtigen Farben und der Duft der hier leuchtend blühenden Blumen und Pflanzen zwischen den vom Wind gestreichelten Bäume zog ihn noch jedes Mal in den Bann.
 
Sofort entspannte er sich und fiel förmlich in Trance.
Er vergaß all den Trubel von zu Hause. Er legte den Lärm der 4 Kinder wie einen Mantel ab.
 
Diese Zeit gehörte nur ihm und er genoss jede Sekunde und jeden einzelnen Atemzug. Damit lud er seine Batterien wieder auf.
 
Schwupps, schon vibrierte seine Uhr und er war einmal mehr erstaunt, wie schnell die Zeit doch vergehen konnte.
Sofort machte er sich wieder auf den Rückweg.
Steckte den Kopf vorsichtig durch das Gestrüpp um zu kontrollieren, ob ihn auch ja niemand sah, wenn er wieder auf die Straße kam.
 
Gott sei Dank, dachte er, al er niemanden sah.
 
So machte er sich auf den Weg zum Supermarkt und kaufte alle Dinge, die auf seiner Einkaufsliste standen.
Als er nach Hause kam und die Kinder wie üblich fragten wo er so lange geblieben sei, antwortete er: „Ach Kinder, was soll ich euch sagen.
Es waren so viele Leute im Supermarkt, man hätte glauben könne, dass es etwas umsonst gegeben hätte.
 
Kurz tauchte noch das Bild des versteckten Wäldchens in Johanns Kopf auf, doch dafür war nicht lange Zeit, denn die Kinder nahmen Johann sofort wieder in Beschlag.












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Mensch, spaziergang, einkaufen, nach Hause Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Günter

Der Spaziergang

Thema: Mensch, Spaziergang, einkaufen, nach Hause

„Linke Krücke, rechtes Bein, rechte Krücke, linkes Bein“, dachte Luis konzentriert auf seinem Weg zur Busstation.
Der rissige Asphalt des Gehsteiges machte die Fortbewegung auch nicht leichter.
Luis blieb kurz an einem besonders tiefen Loch hängen und schaffte es gerade noch das Gleichgewicht zu halten.
 
Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und blonde Haarsträhnen vor seinem Gesicht engten das Blickfeld noch weiter ein.
Nur noch ein paar Meter bis zur Busstation.
Luis versuchte den weiteren Weg durch seine Haarsträhnen zu erkennen.
 
„Hoffentlich kommt der Bus heute nicht pünktlich!“, dachte Luis und sah diesen natürlich schon von der Wallnerstraße aus einbiegen.
 
„Keine Chance!“, dachte Luis und blieb schwer atmend stehen.
 
Sein Blick fiel auf den Snackautomaten neben der Busstation.
„Wenigstens muss ich nicht verhungern.“, dachte Luis und humpelte konzentriert weiter.
 
„Die kandierten Erdnüsse sind natürlich aus.“, murmelte Luis frustriert.
„Die Snackmandeln sind sowieso viel gesünder!“
 
Luis sah sich um und versuchte den Ursprung der Stimme zu lokalisieren.
Eine Hand winkte hinter dem Automaten aus der Busstation hervor.
Dann erschien auch noch ein hübsches Gesicht mit langen, pinken Haaren, das ihn anlächelte.
 
„Hab auch den blöden Bus verpasst. Kann ich dir irgendwie helfen?“, sagte sie mit einem Blick auf Luis Krücken.
„Offensichtlich bei der Auswahl deiner gesunden Snackalternative.“, sagte Luis lächelnd.









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Liebe ohne es zu erwähnen Schreibworkshop Seiwald Michaela WASSERZEICHEN

Liebe ohne es zu erwähnen

„Die Brücke wird abreißen und wir fallen in die Tiefe“, sagte James zu Elisabeth, während er sie fest mit beiden Händen umklammerte.
 
Natürlich war es nicht so dramatisch wie er es darstellte. Doch das wusste Elisabeth natürlich nicht.
 
Er wollte sie damit so in die Enge treiben, dass sie ihm endlich ihre Gefühle offenbarte.
 
Er wusste es schon lange und doch konnte sie es ihm nie sagen.
Alleine wie sie ihn oft ansah.
Diese verheißungsvollen und sehnsüchtigen Blicke von ihr.
Wie sie verschmitzt und verstohlen lächelte wenn er den Raum betrat.
Wie sie ihre Haare nach hinten streifte und ihm ihren Hals darbot.
 
Er wollte die Worte endlich aus ihrem Mund hören, selbst wenn er sie dazu in Lebensgefahr bringen musste.
 
Er konnte nur noch denken: „Sag es doch endlich, du weißt, dass ich es hören will“.
 
Wieder riss ein kleines Stück der Brücke ab und Elisabeth überwand sich endlich und sagte: “James, ich muss dir da noch etwas sagen, bevor es zu spät ist……










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Liebe ohne es zu erwähnen Schreibworkshop Seiwald Günter WASSERZEICHEN

Finsternis

Thema: Liebe ohne es zu erwähnen

Finsternis. Pechschwarze Finsternis.
„Wo bin ich?“, krächzte Nino.
Ein kurzes Flackern in der Ferne.
„Nino!“
„Ich bin hier!“, versuchte er zu antworten.
Der Druck auf seiner Brust ließ aber nur ein kurzes Husten zu.
„Nino!“
Das Flackern pendelte näher, hin und her.
Nino versuchte vorsichtig Luft zu holen.
Etwas schrammte über sein Gesicht.
Das Flackern kam noch näher und Nino erkannte das Seil, das über sein Gesicht rutschte.
„Nino, ich komme!“
„Renate!“, hustete Nino, während eine Gestalt zu ihm herabglitt.
„Alles wird gut!“, seufzte Renate und küsste Nino zärtlich auf die Stirn.











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