Thema: Führe einen Blinden

Das Augenlicht erlischt.
Der Fokus verliert sich.
Der Atem entweicht ein letztes Mal mit einem Seufzen.
Das grelle Deckenlicht wird stumpf.

Ein silberner Schatten senkt sich herab wie ein blinder Spiegel.
Orientierung weicht einer Weite, die keine Konturen kennt.
Eine Nacht bricht herein, verhüllt und umhüllt die Wahrnehmung.

Ich breite meine weißen Schwingen aus und berühre sanft.
Ich gebe Orientierung in der Orientierungslosigkeit.
Ich gebe Sicherheit in der Unsicherheit.

Blicklose Augen versuchen die Finsternis zu durchdringen.
Nur die Berührung bleibt.
Nur die Berührung führt aus der Einsamkeit in der Finsternis zu den vertrauten Stimmen hin.

Zu den vertrauten Gerüchen und Klängen, die durch meine weißen Schwingen dringen.
Und die Schwingen behutsam auf den Weg führen, heraus aus der Wahrnehmung und hinein in das Sein.






Originalhandschrift
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