von Michaela und Günter

Monat: September 2024

Die Beichte - Michaela - WASSERZEICHEN

Die Beichte

„Oh Herr, vergib mir, ich habe gesündigt!“, sagte Silvia und kniete sich vor den Altar.
„Es war wirklich nicht meine Absicht das Haarfärbemittel zu vertauschen.
 
Ich konnte doch nicht ahnen, dass Herta den falschen Topf nimmt.
Ich wollte heute eine Collage machen und musste mir dafür Kleister anrühren.
 
Da der Name des Bildes „Pastell“ war, rührte ich noch Acrylfarbe hinzu. Lachsfarbe.
 
Ich hatte vergessen, dass Veronika heute zum Haare färben vorbeikommt.
 
Wir drei saßen dann zusammen und ich rührte vorher noch die Haarpaste für Vroni zusammen.
Als es soweit war, schickte ich Herta in die Küche, um die Farbe zu holen.
 
Nachdem ich für jeden Scherz zu haben bin, probierte ich einige Figuren mit den Haaren aus und wir lachten herzhaft und hatten Spaß dabei.
Bei der letzten lustigen Versuch entschieden wir, sie so zu lassen, bis das Färbemittel wieder ausgewaschen werden musste.
 
Kann ich doch nichts dafür, dass Vroni jetzt die Friese von March Simpson hat.
Aber eben in Lachs.

Originalhandschrift
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Die Beichte - Günter - WASSERZEICHEN

Die Beichte

„Vater, ich habe gesündigt!“.
 
„Du unwoker Knilch! Hast du nicht das letzte Dekret der Papstperson gelesen? Das heißt jetzt geweihte Priestperson mit Segnungshintergrund!“.
 
„Geweih?“, stotterte Paul, nervös auf dem Beichtschemel rutschend.
„Zur Sühne betest du für deine Unwoke-Sünden jetzt 20 Mal das Gebet, dass unser ähhh unsere Anführerperson Jesus Christus uns zu beten gelehrt hat. Dann versuchen wir es noch einmal.“, drang die wütende Falsettstimme der Priestperson durch das Beichtgitter.
                                                  
„Vater unser…“.
„Willst du mich provozieren?!“, kreischte die Pristperson.
 
Paul hörte leiste Schritte, die sich verstohlen vom Beichtstuhl entfernten.
„Ähh, Elternperson unsere?“, stammelte Paul.
 
„Dafür werde ich definitiv nicht genug bezahlt!“, rief die Priestperson und stampfte wütend aus dem Beichtstuhl.
 
Eine Stimme drang aus dem kleinen Lautsprecher über dem Beichtgitter.
„Sie erreichen uns außerhalb der Betriebszeiten. Bitte nutzen Sie unsere alternativen Beichtgelegenheiten.“
 
Paul sah sich verwirrt um, zuckte mit den Achseln und verließ den Beichtstuhl auf der Suche nach einer unwoken Kirchenbank.


Originalhandschrift
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Freitag der dreizehnte - Michaela WASSERZEICHEN

Freitag, der 13.te

All es fing damit an, dass mir heute der lockere Nagel aus der Wand fiel und dabei den kleinen (1) Spiegel mit sich riss.
Ich hatte mich so erschreckt, dass ich mit dem linken Fuß (2) zuerst aus dem Bett aufstand um schnell nachzusehen was passiert war.
Na toll, das fängt ja schon gut an, dachte ich so bei mir und holte den Besen.
 
Als ich in die Küche kam, sah ich nur noch das traurige Gesicht meiner Oma, die auf den Boden sah und um sie herum lagen die Einzelteile eines ihrer teuren Porzellanstücke (3).
 
Ohmann… dachte ich, heute ist kein guter Tag und half ihr die Teile wegzuräumen.
Ich tröstete sie und wir tranken einen Tee gemeinsam.
 
Just in dem Augenblick, als ich mir eine Zigarette mit der Kerze anzünden wollte, kam Opa in die Küche und schrie: „ Oh mein Gott, Kind, du kannst doch deine Zigarette nicht mit der Kerze anzünden und hielt entsetzt die Hand vor den offenen Mund. Unter der Hand sagte er noch: “Das ist nicht gut, jetzt wird ein Seemann wegen dir sterben. Weißt du das denn nicht?“ (4)
 
Ich schüttelte ungläubig den Kopf und begab mich wieder in mein Zimmer um mich anzuziehen.
Das sah ich sie, die Spinne (5), die gerade hinter das Nachtkästchen gehuscht war. Schwupps war das Nachtkästchen weggeschoben und mit einer Fliegenklatsche zermatscht. „Ich hasse Spinnen, sagte ich laut und begann mich anzuziehen.
Ohne nachzudenken, begann ich mir meinen linken Strumpf (6) zuerst anzuziehen und danach den rechten.
 
Mit dem Kopf war ich schon woanders.
Hatte ich mir doch für heute eine Karte für eine Bootsfahrt (7) gekauft. Lange habe ich darauf hin gespart und heute war es endlich soweit. Ich war in heller Vorfreude.
 
Nochmal kurz in die Küche wollte ich mir noch ein Stück Speck von meinem, von Oma angerichteten Teller (8) nehmen als ich beim Hinlangen den Salzstreuer (9) umschmiss. Sorry Oma, sagte ich noch, aber ich muss jetzt unbedingt weg, sonst komme ich zu spät zum Boot.
 
Schon lief ich die Stufen hinunter und sah plötzlich etwas im Hauseingang am Boden liegen.
Als ich mich bückte, sah ich, dass es ein kleiner Kamm (10) war. Ich nahm in und freute mich darüber ihn gefunden zu haben.
 
Ich ging die Straße entlang und bemerkte nicht, dass ich unter einer Leiter (11) hindurch ging, da  ich konzentriert auf das Handy starrte.
Als ich den Kopf hob und nach links schaute, kam mir eine schwarze Katze (12) entgegen. Sie schlängelte sich durch meine Beine und verschwand wieder.
 
Den Kopf in die Höhe gestreckt sah ich die dunklen Wolken, die sich ober mir zusammenbrauten.
An  einer Dachkante ließ sich gerade ein Rabe (13) nieder.
 
So ging ich meines Weges und als ich beim Boot ankam, traf ich alle meine Freunde und Familienangehörige..
Es stellte sich heraus, dass ich komplett vergessen hatte, dass heute mein Geburtstag war..
Zu meiner Überraschung hatten meine Großeltern, sämtliche Freunde und Familie eingeladen ohne mir etwas zu sagen.
Wir hatten so viel Spaß und es war wunderschön!
Zum Abschied stießen wir auf Freitag den 13.ten an!
 
 
 
 
 
1. Zerbrochene Spiegel. Bringt 7 Jahre Unglück.
 
2. Niemals mit dem falschen Fuß aufstehen. Der falsche Fuß ist übrigens der Linke. Mit diesem sollte demnach nie der erste Schritt gemacht werden.
 
3. Zerbrochenes, teures Porzellan. Bringt ebenso 7 Jahre Unglück.
 
4. Die Zigarette mit einer Kerze anzünden: Lieber nicht, das verheißt Unheil und auch ein Seemann soll dabei sterben.
 
5. Unglücksboten aus der Tierwelt: Eine Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen.
 
6. Nicht den linken Strumpf zuerst anziehen.
 
7. Eine Bootsfahrt geplant? Na, dann lieber die Frau zu Hause lassen. Schließlich sollen Frauen an Bord Unglück bringen.
 
8. Schön den Teller aufessen! Denn wenn nicht, der hat zugleich Pech und schlechtes Wetter.
 
10. Wer Salz verschüttet, der wird vom Unglück verfolgt. Das gilt übrigens auch, wenn man sich Salz borgt.
 
11. Ein Messer oder ein Kamm, der vor Dir auf der Straße liegt, sollte niemals aufgehoben werden. Diese Tat prophezeit Unglück.
 
12. Gehe nie unter einer Leiter hindurch.
 
13. Eine schwarze Katze? Aber ernst wird es erst, wenn der Vierbeiner Deinen Weg von links nach rechts kreuzt.
 
14. Lassen sich Raben auf einem Hausdach nieder, so wird einer der Bewohner krank. In dieser Situation heißt es schnell dreimal auf den Boden zu spucken, dann kann das Unheil abgewendet werden.

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Freitag der dreizehnte - Günter WASSERZEICHEN

Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!

Es war kein Tag wie jeder andere in Parallelwelt 135135 hoch 1355.
Der Schnatterwecker hatte Bob an diesem Tag schon eine Stunde früher geweckt als an einem üblichen Arbeitstag. Doch Bob wollte und musste vorbereitet sein. Mit Schaudern stellte er sich vor, an diesem Tag in einer Wohnung mit Frau und Kindern aufwachen zu müssen.
So war er wenigstens in seiner Wohnung sicher und musste erst mit dem Öffnen der Wohnungstüre auf der Hut sein. Während er vor dem Badezimmerspiegel stand und Zähne putzte ging er noch einmal seinen Schlachtplan durch.
Er durfte nichts dem Zufall überlassen, denn Halloween und der Trachtentag waren nichts gegen den heutigen Tag, der in diesem Jahr nur einmal stattfand. Alle Streiche, die sich normalerweise auf zwei oder drei Tage im Jahr verteilten, konzentrierten sich in diesem Jahr auf genau diesen einen Tag.
Bob spülte seinen Mund, spuckte aus und sah sich im Spiegel an.
Zahlte es sich aus, die Haare zu kämmen? Egal, er wollte wenigstens adrett und mit Stil die Wohnung verlassen, alles andere würde sich dann zeigen.
Bob nahm die Bürste in die Hand. Das Licht flackerte und ging aus.
„Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“, drang eine lachende Stimme aus dem Luftschacht.
„So eine Sch…“, fluchte Bob, während er mit ausgestreckten Armen durch die Wohnung taumelte.
„Wo ist dieses verfluchte Ding! Au, fuck!“, presste Bob hervor, nachdem er es mit Mühe geschafft hatte, nicht Kopfüber im gläsernen Couchtisch zu landen. Aus der Wohnung über ihm hörte einen dumpfen Aufprall.
Bob hielt still und horchte. Unverständliche, aber eindeutig als Fluchen erkennbare Geräusche drangen von der Decke herab.
„Müller lebt offensichtlich noch.“, dachte Bob und konzentrierte sich darauf, die Taschenlampe im Fach des Couchtisches zu finden.
„Ah, hab dich!“, rief er, zog die Taschenlampe heraus und drückte den Einschaltknopf.
Nichts geschah.
Dabei hatte er doch gestern extra neue Batterien gekauft und in die Taschenlampe gegeben.
„Ich Trottel!“, sagte Bob und stellte sich vor, wie der Elektromarkt-Verkäufer jetzt gerade in seiner Wohnung steht, dämlich „Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“ ruft und sich vorstellt wie viele arme Dummköpfe gerade wild auf ihrer Taschenlampe oder sonstigen batteriebetriebenen Geräten erfolglos herumdrückten.
„Respekt, darauf wär ich nicht gekommen.“, dachte Bob zähneknirschend, warf die Taschenlampe wieder zurück in das Fach und traf natürlich daneben.
„Nein!“, dachte Bob mit eingezogenem Kopf, als er das gläserne Knacken hörte.
Egal, die Zeit lief, von der Stunde, die er früher aufgestanden war, war nur noch eine halbe übrig. Und er war noch nicht einmal angezogen.
Bob tastete sich weiter vor in Richtung Schreibtisch. Plan B war die Handytaschenlampe.
Plötzlich ging das Licht wieder an. Bob war geblendet vom Licht der Stehlampe, die fünf Zentimeter vor seinem Gesicht aufgetaucht war.
„Fuck!“, dachte Bob frustriert blinzelnd, „Das kann ja noch heiter werden!“.
Bob lief zum Schreibtisch.
Das Licht ging wieder aus.
„Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“, drang diesmal eine Stimme aus den Sicherheitslautsprechern im Flur.
Bob stieß mit dem großen Zeh an den Fuß des Schreibtischsessels.
„So eine…“, schrie er, während ein dumpfer Aufprall seinen Kristallluster an der Decke klirren ließ.
Bob hüpfte auf einem Bein, hielt die angeschlagene Zehe und ließ sich auf den Schreibtischsessel fallen. Der natürlich andersrum stand.
Bob landete unsanft auf seinem Allerwertesten. Wenigstens spürte er den Schmerz in der Zehe nicht mehr so stark.
Die Vorstellung, sich heute krank zu melden, wurde immer verlockender.
Aber er wusste auch, welches Schicksal ihm blühte, wenn er den Schwanz einzog.
Der nächste Freitag, der dreizehnte war erst in sieben Monaten und bis dahin würde er den Spießrutenlauf ertragen müssen, der den Drückebergern drohte.
Seufzend tastete Bob mit der Hand über den Schreibtisch, bis er das Handy fand.
Er schaltet es ein und leuchtete durch das Wohnzimmer.
„Naja, könnte schlimmer sein.“, dachte Bob.
Er stand ächzend auf und ging weiter ins Schlafzimmer, um sich fertig anzuziehen.
Während er im Licht seines Handys den Anzug aus dem Kasten nahm, erinnerte er sich daran, was er für den heutigen Tag vorbereitet hatte. Er war nicht umsonst einer der besten Hacker im Uniweb. Die Kollegen, die sich heute auf ihre digitalen Wecker verlassen würden, werden eine böse Überraschung erleben, weswegen er für heute auch seinen mechanischen Wecker reaktiviert hatte.
Mit einem Lächeln breitete er seinen schlechtesten Anzug auf dem Bett aus und stellte sich vor, wie seine Kollegen spät am Vormittag aufwachen, auf ihr Handy schauen und dort seine Meldung „Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“ lesen werden.

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