Thema: Sommer

Amelie schwitzte.
Die Gartenhütte hatte sich in eine Sauna verwandelt. Sie roch aber nicht nach Eukalyptus sondern nach einer benommen machenden Mischung aus Dünger, Erde und dahinmodernden Gartengeräten.
 
„Wo hat Tom schon wieder diese verflixte Harke versteckt?“, dachte Amelie.
 
Die einzelnen Lichtstrahlen, die durch die verrosteten seitenwände der Gartenhütte das Halbdunkel durchbohrten, verzerrten die Silhouetten der Gegenstände.
Die Punkte aus Licht tanzten über Amelies Netzhaut und erzeugten Bilder, die von Picasso stammen könnten.
 
Der alte Rasenmäher verschmolz mit Teilen des Häckslers zu einer Maschine mit einem Trichtermaul und der schlaffe Plastikschlauch des kaputten Pools schlängelte sich über den Spielzeugkaufmannsladen als wolle er ihn assimilieren und dann mit den Schubladenaugen klimpern.
 
Amelie versuchte diese Visionen abzuschütteln und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
Die angstschweißkalten Hände auf ihrem heißen, verschmitzten Gesicht brachten sie wieder in die Realität zurück.
 
Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Hatte sich in diesem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit ein Cyborg-gewordener Gegenstand an sie herangeschlichen?
Ein Schrei löste sich in ihrer verkrampften Kehler und sie drehte sich herum.
Eine Gestalt direkt vor ihr, unerkennbar im grellen Gegenlicht der offenen Gartenhüttentüre.
 
„Waaas?“, stammelte Tom, völlig überrascht von Amelies Reaktion.
 
Amelie versuchte ihren rasenden Herzschlag zu verlangsamen. Wut und Scham kämpften in ihr um die Vorherrschaft.
 
„Wo ist diese verdammte Harke?“, krächzte Amelie und versucht verzweifelt die Reste ihrer kubischen Fantasie aus ihrem Gehirn zu vertreiben.
 
„Alles OK mit dir?“, fragte Tom, „Brauchst du was zum Trinken? Ist höllisch heiß hier drinnen!“.
 
Amelie wurde jetzt erst bewusst, wie trocken ihr Mund war.
„Aber die Harke!“, sagte Amelie verzweifelt.
 
Tom hob seine linke Hand, in der er die Harke hielt.
„Hab dir hinterhergerufen, dass ich sie schon mitgebracht habe, aber da warst du schon in der Hütte.“, sagte Tom.
 
Amelie warf noch einen letzten skeptischen Blick zurück in die Hütte und sagte:
„Muss wirklich schon dehydriert sein.“, während sie erleichtert aus der Hütte ging.
 
Der Poolschlauch kicherte leise, während er weiter mit dem Kaufmannsladen verschmolz.









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