Ein angenehmer Geruch nach Pergament und altem, gegerbtem Leder umgab mich. In meiner Insel aus Licht schwand der Rest des dunklen Raumes wie in der Schwärze des materiefreien Weltraumes zwischen zwei Galaxien.
Das starre Pergamentblatt knarrte leise beim Umblättern. Wie Fossilien tauchten die griechischen Buchstaben auf der Seite des antiken Buches auf. Die Stille der nächtlichen – oder schon morgendlichen? – Stunde verstärkte nur noch meine Aufregung.
Nach zwei Jahren der Recherche und detektivischer Suche hatte ich endlich das verschollen geglaubte Manuskript vor mir. Aber es waren nicht die in Griechisch verfassten Pergamentseiten aus dem zweiten Jahrhundert n.Chr., die mich so sehr interessierten. Es war der Einband des Buches aus Leinen, der die erhoffte Sensation enthielt.
Vorsichtig strich ich mit meinen weißen Handschuhen über den antiken Schatz.
Ich stellte mir vor, wie der griechische Gelehrte die für ihn uninteressanten Seiten mit unbekannter Schrift aus dem Kodex trennte. Vielleicht war es ein Familienerbstück aus grauer Vorzeit, aus einer Vergangenheit, die für ihn verblasst war.
Ich nahm meine Spezial-Infrarotlampe und hielt sie vorsichtig über die Vorderseite des Buch-Einbandes. Da tauchten sie auf, die Wörter in etruskischer Schrift, unverwechselbar durch die gespiegelten griechischen Buchstaben. Und jetzt der Moment, auf den ich so lange hin gefiebert hatte, so viele Stunden studiert und gegen alle Widerstände gekämpft hatte.
Meine Hände zitterten leicht, als ich die Lampe über die Rückseite des Einbandes hielt.
Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Da war er. Der übersetzte Text in lateinischer Schrift, der Schlüssel zur Dechiffrierung der bisher vor uns verborgenen etruskischen Sprache!
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