von Michaela und Günter

Autor: Günter Schaden Seite 1 von 11

Nimm ein Bild und schreib eine Geschichte - Günter - Wasserzeichen

Glezo

Hadu wachte auf, weil es Zeit war. Nur ein schwaches Schimmern von der zentralen Feuerstätte durchdrang die pechschwarze Finsternis der frühen Stunde. Hadu setzte sich seufzend auf, streckte sich vorsichtig und tastete nach seinem Stock, der am Boden neben seinem Bett lag. Es roch leicht nach Rauch, frischem Heu und nach Ziege. Seit drei Tagen schliefen die Ziegen wieder in seinem Haus, um sie vor dem Frost zu schützen. Aber sie wärmten auch sein Heim und darüber war Hadu sehr dankbar, denn seine Knochen waren nach 49 Lebensjahren an der Ostsee etwas kälteempfindlich geworden.

Hadu schob sein kostbares Bärenfell zur Seite und nahm die Hirschfelljacke, die an einem Holzpflock neben seinem Bett hang und zog sie über seinen vernarbten, weißhaarigen Oberkörper. Er stand langsam auf, ging zur Feuerstelle, legte vorsichtig Holz nach und entfachte das Feuer neu. Nachdem es zu seiner Zufriedenheit brannte, ging er aus seiner strohbedeckten Hütte und erleichterte sich am Misthaufen. Noch herrschte Totenstille im Dorf, nur das gelegentliche Meckern einer Ziege und das Blöken eines Schafes war zu hören.
„Es ist Zeit.“, dachte Hadu und ging, auf seinen Stock gestützt, zu dem Holzpfahl, der in der Mitte des Dorfes stand.

Er nahm den Stock und begann rhythmisch, im Takt des Morgenliedes, auf den Pfahl zu schlagen. Nach drei Takten begann er das Morgenlied mit seiner kratzigen, tiefen Stimme zu singen und bat damit die Göttin des Waldes um ihren Segen für ihr heutiges Unterfangen.
Kaum war das Lied vorbei, sah er schon, wie Lichtschein aus den anderen Häusern drang und die Menschen zu ihrem Tagwerk erwachten.

Heute war ein besonderer Tag. Gestern war er tief in den Birkenwald gewandert, bis zu der Lichtung mit dem Steinkreis, um die Götter nach der richtigen Zeit zu fragen.
Die Zeit war nah, wie es ihm am Tag davor der Wurf der heiligen Knochen am Strand gezeigt hatte. Es war kalt geworden, nachdem der Wendekreis des Herbstes vorübergezogen war.
Hadu stand unbeweglich neben dem Holzpfahl und beobachtete die rötlichen Lichtstrahlen, die sich mit den weißlichen Nebelschwaden im Sternenlicht verwoben.
Er hörte, wie sich Schritte näherten.
Hiltja hielt einen flachen Bastkorb in den Händen und sagte, als sie vor ihm stand:
„Heute?“
Hadu nickte und ging zurück in seine Hütte. Er fütterte und melkte die Ziegen.

Auch wenn er jetzt bei dem Ritual nicht selbst teilnahm, so zog er trotzdem sorgsam das kostbare Wildleder über seine Beine und band es an der höchsten Stelle seines Oberschenkels fest.
Gestützt auf seinen Stock hielt er inne und nahm die Welt um sich wahr. Er spürte, wie sich die Luft veränderte und auch das vorfreudige Raunen der Dorfbewohner.
Er überprüfte das Feuer und die Einzäunung seiner Ziegen. Alles war zu seiner Zufriedenheit. Er wollte sich gänzlich konzentrieren auf die Zeichen der Götter.
Er sah sich im Raum um, nickte und ging zur Tür hinaus.
Die Dorfbewohner standen mit brennenden Holzspänen am zentralen Platz.
Hadu nahm einen tiefen Atemzug und hob seine Arme.
Ein Lichtschein im Osten begann die Finsternis zu durchdringen.
Ein Seufzen ging durch die Menge und ein Seufzen strich über die dunklen Wipfel der weißen Birken.

Ein Windhauch begann den Nebel zu zerteilen und wurde immer stärker, je heller es wurde. Plötzlich ein Brausen, ein Windstoß, der einzelne Kienspäne ausblies.
Hadu rief die uralten Worte des Glezo-Rituals in alle Himmelsrichtungen.
Der Wind blies gleichmäßig und kräftig.
Hadu lächelte Hiltja an und sagte zu den anderen Dorfbewohnern, die ihn erwartungsvoll ansahen.
„Heute wird es eine gute Ernte geben! Die Göttin des Waldes und die neun Töchter der Rán werden die Tränen der verstorbenen Baumriesen hinaufsteigen lassen und uns Reichtum und Wohlstand bescheren, solange wir ihr ihnen dienen!“.
Hadu drehte sich um und ging an der Spitze der Prozession aus dem Birkenwald heraus, durch die hohen Dünen bis an das Meer.
Wellen brandeten an den Strand und die aufgehende Sonne spiegelte sich in den rötlichbraunen Stücken aus Bernstein, die auf dem kalten Wasser tanzten.
Die Dorfbewohner verteilten sich am Strand und Hadu beobachtete mit einem zufriedenen Lächeln, wie sie die kostbaren Tränen-Geschenke der Göttin einsammelten.

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Die Angst - Wasserzeichen

Die Angst

Die Angst war und ist immer noch die Antreiberin meines Lebens. Sie hat mich als Kind in den beruhigenden Mutterschoß des Waldes getrieben. Eifersüchtig kämpfte die Angst mit der Sehnsucht, mit der Sehnsucht nach einem Zuhause. Einem Zuhause in mir und in der Welt. Die Angst ließ mich erstarren, die Sehnsucht trieb mich taumelnd fort.
Zu einem Brett erstarrt, unbeweglich, in eine Ecke gestellt, beobachtete ich die Welt. Die Sehnsucht brach die fein gemaserten Strukturen wieder auf und die Puppe bewegte sich wieder. Klebrige Tränen aus Harz traten heraus, denn die sehnsüchtige Erinnerung an ein ungelebtes Leben ließen mich langsam wieder erstarren.

Immer wieder diese knarrende, klebrige Suche nach Gemeinschaft. Immer wieder diese klebrige, bittere Hoffnung auf Kommunion.
Was war so anziehend an dieser Angst?
Die ferne Erinnerung an das Glück?
Geboren als Schössling einer Buche, mit dem Potenzial ein Teil des Blätterdaches zu werden. Doch ein Schnitt nach dem anderen und es gab keinen erkennbaren Stamm mehr. Nur mehr eine Vielzahl an unterschiedlich dünnen Ästen reckten sich kläglich im Schatten des dichten Waldes

Wer hat diesen Wald so zugerichtet?
Wer hat mich so zugerichtet?
Warum ist es hier so still?

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Das Wort Herbst - Günter - WASSERZEICHEN

Gemeinschaft

H aut
E rlebt
R aum
B arriere
S pektakulär
T ropfen
 
Wohltuender Nebel
feinste Tropfen aus Nektarwasser
umhüllen meine moosgepolsterte Haut
lindern meine Wunden
nach vielen Monden der Not
 
wir alle saugen ihn auf
den Nektar des Lebens
und teilen ihn mit unseren Freunden
nach Dürre, Leid und Schmerz
ein Aufatmen
 
ein zitterndes Schöpfen
des Lebenselixiers
so lange vermisst
so lange geteilt
so lange erhofft
 
so viele Geschichten
haben wir erlebt
haben wir einander erzählt
haben uns gestärkt
so viele Geschichten
 
jetzt schreiben wir eine neue dazu
jubilieren und wachsen
geben einander Raum
und nehmen ihn wieder ein
in unserem ewigen Netzwerk des Lebens
 
jetzt ist die Zeit
jetzt ist es Zeit
nach oben zu wachsen
über uns hinauszuwachsen
in aller Pracht
 
Uns zu zeigen
Uns darzubieten
Die Barriere zu durchbrechen
Der Unsichtbarkeit
Der Unauffälligkeit
 
Ob bunt oder blass
prächtig oder unscheinbar
Hochgewachsen oder klein
Giftig oder nahrhaft
Bitter oder schmackhaft
 
Liegt die wahre Natur
Dem Blick von oben verborgen
doch darunter
unsichtbar spektakulär
spektakulär unsichtbar
 
so viele Geschichten
wurden erlebt
werden erlebt
werden einander verbinden
so viele Geschichten

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Die Beichte - Günter - WASSERZEICHEN

Die Beichte

„Vater, ich habe gesündigt!“.
 
„Du unwoker Knilch! Hast du nicht das letzte Dekret der Papstperson gelesen? Das heißt jetzt geweihte Priestperson mit Segnungshintergrund!“.
 
„Geweih?“, stotterte Paul, nervös auf dem Beichtschemel rutschend.
„Zur Sühne betest du für deine Unwoke-Sünden jetzt 20 Mal das Gebet, dass unser ähhh unsere Anführerperson Jesus Christus uns zu beten gelehrt hat. Dann versuchen wir es noch einmal.“, drang die wütende Falsettstimme der Priestperson durch das Beichtgitter.
                                                  
„Vater unser…“.
„Willst du mich provozieren?!“, kreischte die Pristperson.
 
Paul hörte leiste Schritte, die sich verstohlen vom Beichtstuhl entfernten.
„Ähh, Elternperson unsere?“, stammelte Paul.
 
„Dafür werde ich definitiv nicht genug bezahlt!“, rief die Priestperson und stampfte wütend aus dem Beichtstuhl.
 
Eine Stimme drang aus dem kleinen Lautsprecher über dem Beichtgitter.
„Sie erreichen uns außerhalb der Betriebszeiten. Bitte nutzen Sie unsere alternativen Beichtgelegenheiten.“
 
Paul sah sich verwirrt um, zuckte mit den Achseln und verließ den Beichtstuhl auf der Suche nach einer unwoken Kirchenbank.


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Freitag der dreizehnte - Günter WASSERZEICHEN

Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!

Es war kein Tag wie jeder andere in Parallelwelt 135135 hoch 1355.
Der Schnatterwecker hatte Bob an diesem Tag schon eine Stunde früher geweckt als an einem üblichen Arbeitstag. Doch Bob wollte und musste vorbereitet sein. Mit Schaudern stellte er sich vor, an diesem Tag in einer Wohnung mit Frau und Kindern aufwachen zu müssen.
So war er wenigstens in seiner Wohnung sicher und musste erst mit dem Öffnen der Wohnungstüre auf der Hut sein. Während er vor dem Badezimmerspiegel stand und Zähne putzte ging er noch einmal seinen Schlachtplan durch.
Er durfte nichts dem Zufall überlassen, denn Halloween und der Trachtentag waren nichts gegen den heutigen Tag, der in diesem Jahr nur einmal stattfand. Alle Streiche, die sich normalerweise auf zwei oder drei Tage im Jahr verteilten, konzentrierten sich in diesem Jahr auf genau diesen einen Tag.
Bob spülte seinen Mund, spuckte aus und sah sich im Spiegel an.
Zahlte es sich aus, die Haare zu kämmen? Egal, er wollte wenigstens adrett und mit Stil die Wohnung verlassen, alles andere würde sich dann zeigen.
Bob nahm die Bürste in die Hand. Das Licht flackerte und ging aus.
„Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“, drang eine lachende Stimme aus dem Luftschacht.
„So eine Sch…“, fluchte Bob, während er mit ausgestreckten Armen durch die Wohnung taumelte.
„Wo ist dieses verfluchte Ding! Au, fuck!“, presste Bob hervor, nachdem er es mit Mühe geschafft hatte, nicht Kopfüber im gläsernen Couchtisch zu landen. Aus der Wohnung über ihm hörte einen dumpfen Aufprall.
Bob hielt still und horchte. Unverständliche, aber eindeutig als Fluchen erkennbare Geräusche drangen von der Decke herab.
„Müller lebt offensichtlich noch.“, dachte Bob und konzentrierte sich darauf, die Taschenlampe im Fach des Couchtisches zu finden.
„Ah, hab dich!“, rief er, zog die Taschenlampe heraus und drückte den Einschaltknopf.
Nichts geschah.
Dabei hatte er doch gestern extra neue Batterien gekauft und in die Taschenlampe gegeben.
„Ich Trottel!“, sagte Bob und stellte sich vor, wie der Elektromarkt-Verkäufer jetzt gerade in seiner Wohnung steht, dämlich „Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“ ruft und sich vorstellt wie viele arme Dummköpfe gerade wild auf ihrer Taschenlampe oder sonstigen batteriebetriebenen Geräten erfolglos herumdrückten.
„Respekt, darauf wär ich nicht gekommen.“, dachte Bob zähneknirschend, warf die Taschenlampe wieder zurück in das Fach und traf natürlich daneben.
„Nein!“, dachte Bob mit eingezogenem Kopf, als er das gläserne Knacken hörte.
Egal, die Zeit lief, von der Stunde, die er früher aufgestanden war, war nur noch eine halbe übrig. Und er war noch nicht einmal angezogen.
Bob tastete sich weiter vor in Richtung Schreibtisch. Plan B war die Handytaschenlampe.
Plötzlich ging das Licht wieder an. Bob war geblendet vom Licht der Stehlampe, die fünf Zentimeter vor seinem Gesicht aufgetaucht war.
„Fuck!“, dachte Bob frustriert blinzelnd, „Das kann ja noch heiter werden!“.
Bob lief zum Schreibtisch.
Das Licht ging wieder aus.
„Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“, drang diesmal eine Stimme aus den Sicherheitslautsprechern im Flur.
Bob stieß mit dem großen Zeh an den Fuß des Schreibtischsessels.
„So eine…“, schrie er, während ein dumpfer Aufprall seinen Kristallluster an der Decke klirren ließ.
Bob hüpfte auf einem Bein, hielt die angeschlagene Zehe und ließ sich auf den Schreibtischsessel fallen. Der natürlich andersrum stand.
Bob landete unsanft auf seinem Allerwertesten. Wenigstens spürte er den Schmerz in der Zehe nicht mehr so stark.
Die Vorstellung, sich heute krank zu melden, wurde immer verlockender.
Aber er wusste auch, welches Schicksal ihm blühte, wenn er den Schwanz einzog.
Der nächste Freitag, der dreizehnte war erst in sieben Monaten und bis dahin würde er den Spießrutenlauf ertragen müssen, der den Drückebergern drohte.
Seufzend tastete Bob mit der Hand über den Schreibtisch, bis er das Handy fand.
Er schaltet es ein und leuchtete durch das Wohnzimmer.
„Naja, könnte schlimmer sein.“, dachte Bob.
Er stand ächzend auf und ging weiter ins Schlafzimmer, um sich fertig anzuziehen.
Während er im Licht seines Handys den Anzug aus dem Kasten nahm, erinnerte er sich daran, was er für den heutigen Tag vorbereitet hatte. Er war nicht umsonst einer der besten Hacker im Uniweb. Die Kollegen, die sich heute auf ihre digitalen Wecker verlassen würden, werden eine böse Überraschung erleben, weswegen er für heute auch seinen mechanischen Wecker reaktiviert hatte.
Mit einem Lächeln breitete er seinen schlechtesten Anzug auf dem Bett aus und stellte sich vor, wie seine Kollegen spät am Vormittag aufwachen, auf ihr Handy schauen und dort seine Meldung „Freitag, der dreizehnte, dreizehnte!“ lesen werden.

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Chaos

Freitag, der 13. Wortsalat

iyo den den nke telulas פרײטיק e da péntek Vrydag дахь trembëdhjetë ዓርብ Friday വെള്ളിയാഴ്ച Арван hào trettonde Fredag atọ Jum’at die سیزدهم ਸ਼ੁੱਕਰਵਾਰ sêzdeh പതിമൂന്നാം dertiende Fida dumiɛnsa E treize Viernes tredici Sexta-feira na तेह्रौँ جمعه kaping a ਤੇਰ੍ਹਵਾਂ දහතුන්වන den thirteenth Vendredi דרײצנטן Înî de ديارلسمه جمعه Cuma Παρασκευή гараг शुक्रबार třináctého Péntek ngày ɛtɔ dertiende Fredag tobnaad பதிமூன்றாவது тринадцатое Piątek iri баасан the δεκατρία Tizenharmadik trettende Fredag uchinchi premte trettende Perjantai tizenharmadika On සිකුරාදා Jimcaha гурав so الثالث ሦስተኛው الجمعة saddex ba NgoLwesihlanu üçüncü തീയതി nantathu 十三號星期五 Shísān sáu አሥራ דעם trece Venerdì trzynastego Pátek عشر ဆယ့်သုံးရက်မြောက်သောကြာနေ့ Fraịdee treze Vrijdag xīngqíwǔ και juma Thứ lweshumi வெள்ளிக்கிழமை Унөченче kolmastoista Пятница, mười җомга วันศุกร์ที่สิบสาม O’n

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Aus einem Buch einen Satz oder ein Wort Günter WASSERZEICHEN

Die Akte von X

Thema: Ein Satz oder ein Wort aus einem Buch – Stephen King – Running Man

Der Untersuchungsraum war lang, gefliest und mit Leuchtstoffröhren beleuchtet.
 In der Mitte standen fünf Untersuchungstische, auf denen Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters und Hautfarbe lagen.
 
TaPeh gurgelte leise, was bei Bewohnern des Planeten MuRaw einem menschlichen Seufzer entsprach. Schon wieder hatte sie beim Mu-Ka-Tah verloren und musste deswegen diesen sinnlosen „Menschen-Begutachtungs-Dienst“ übernehmen. Mit dem festen Vorsatz, das nächste Mal den linken Tentakel zu versuchen, wechselte sie in die traditionelle Gestalt eines grünen Männchens.
Niemand kannte mehr den Ursprung dieses Rituals, aber ihre Vorgesetzten bestanden auch nach 234 Jahren auf die penible Einhaltung des Ablaufes.
 
„Reiß dich zusammen!“, dachte TaPeh, „und konzentrier dich, sonst blüht dir noch Latrinendienst!“.
Sie saugte tief Luft durch die Kiemen an ihrem Rücken und stakste langsam vorwärts. Die Menschen verfolgten sie mit ängstlichen Blicken. TaPeh schüttelte sich vor Ekel, wodurch die Menschen ihre Augen noch stärker aufrissen.
Selbst nach so vielen Zyklen konnte TaPeh den Anblick dieser weißen Bälle kaum ertragen. Sie taumelte zwischen den Tischen herum und versuchte ihren Blick von den menschlichen Körpern abzuwenden.
Doch vergebens.
Ihr Blick fiel auf die winzigen Finger des kleinen Kindes.
 
„Bääh!“, würgte TaPeh hervor und flüchtete panikartig aus dem Untersuchungsraum.
Der Raum verschwand und TaPeh schwamm wieder in ihrer eigenen Gestalt im Hologrammbecken.
 
„Rekrutin TaPeh, Prüfung schon wieder nicht bestanden!“, schallte die Stimme ihres Ausbilders durch das Becken.
TaPeh ließ ihre Tentakel hängen und rief trotzig: „Das war unfair, das mit dem Mini-Menschen, wie soll das jemand ertragen!?“.
„Doch so soll es sein,“, dröhnte die Stimme, „wie es uns vor uralter Zeit in den Bildern von Scully und Mulder in der Akte von X verkündet worden war!“.
„Akte Arschtentakel…“, murmelte TaPeh auf dem Weg aus dem Hologrammbecken heraus.
„Ich will nie wieder Finger und Zehen sehen!“, dachte sie und grübelte darüber nach, wie sie beim nächsten Mu-Ka-Tah schummeln konnte, um dann jemand anderen beim Ekeln zusehen zu können.

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2024 07 31 - Konrad - Günter

Konrad

Thema: skizziere eine Szene und schreibe einen Text

Ruinen – bröckelndes Mauerwerk
Grüne Ranken mit weiß-rosa Blüten
Chamäleon rötlich im Sonnenuntergang
Gewitterwolken
Süßlicher Geruch von Honig und Moder
Ohrenbetäubendes Insektenzirpen
Schriller Ruf
 
——————————-
 
Konrad, das Chamäleon, sonnte sich in der warmen Abendsonne. Das ohrenbetäubende Zirpen der unzähligen Insekten versprach ein reichliches Abendmahl.
Ein schrilles Kreischen drang aus dem undurchdringlichen Dickicht des Dschungels.
Plötzlich Stille.
Konrad ließ seine Augen in alle Richtungen kreisen und verfärbte sich vom Altrosa des Sonnenunterganges in das Grünbraun der Ranken, in denen er saß.
Ein Husten drang aus dem Dickicht.
Dann ein Grunzen.
Dann stiebte Mathilde, die Warzenschweindame, aus dem Dickicht, umgeben von einer schwarzen Wolke aus Insekten.
 
„Wie..“, hustete sie indigniert, „soll man in diesem insektenverseuchten Dschungel einen ordentlichen Ton herausbringen?!“.
Konrad entspannte sich und wurde wieder abendrot-Rosa.
„Wie oft habe ich dir gesagt, dass du erst nach dem Abendessen proben sollst!“, rief Konrad Mathilde zu.
„Aber es ist doch schon so spät?!“, rief sie zurück.
Konrad schüttelte nur den Kopf. In diesem Moment ging die Sonne unter und unzählige Chamäleon-Zungen schossen aus ihren Verstecken heraus und verschlangen einen Großteil der Insekten. Wohliges Schmatzen war zu hören.
„So, jetzt kannst du.“, schmatzte Konrad.
Mathilde setzte zu ihrer Arie an und versuchte, wie jeden Abend das dezimierte – aber doch noch sehr laute – Insektenzirpen zu übertönen.

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Quellwasser - Meditation - Wasserzeichen - Günter

Quellwasser

Thema: Meditation

Quellwasser
süßes
klares
Quellwasser
 
strömt
fließt
gleitet
sanft
 
über
unter
hindurch
hinauf
 
entlang
den Armen
den Beinen
den Meridianen
 
reinigt
energetisiert
belebt
verdünnt
 
Gedanken
starre
vertrocknete
Gedanken
 
lebendig
heiter
benetzt es
die Wüste aus Gedanken
 
Gedankenwüsten
voll von
Gedankenquellen mit
Quellwasser

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Zauberspruch - Günter

Zauberspruch

Geheilt und kräftig
manchmal bedächtig
 
Wie eine deutsche Eiche
den Krisen niemals weiche

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