Knorrig und zerklüftet
Berge aus Tafeln
Tafelberge
Würfel, Quader, Trapezoide
erschaffen Labyrinthe
aus Sackgassen
und Gabelungen
alte Wege enden
und erfordern Umkehr
Neuorientierung
In Orientierungslosigkeit
In Verzweiflung
gegen Widerstände
bringt Umkehr
unbekannte Perspektiven
bringt das Leben
wenn verholzte Borke
gesprengt wird von frischer Rinde
gefolgt von saftigem Duft
der den Frühling bringt
mit unaufhaltsamer Pracht
Autor: Günter Schaden Seite 8 von 11
Thema: Lächeln
„Wie gut, dass ich heute die Grinsekatze mitgenommen habe!“ , dachte Alice, als sie im Dämmerlicht die Kellertreppe hinunter stieg.
Die Stufen knarrten bei jedem Schritt und das schwache Licht, das sich von hinten aus dem Flur in den Keller ergoss, reichte nicht weit die Stiege hinunter. Alice begann, die auf ihrer Schulter sitzende Grinsekatze zu streicheln. Sie musste die unsichtbare Katze nicht sehen, um den schweren Kopf auf ihrer linken Schulter zu spüren.
Schlafwandlerisch sicher begann sie die flauschige Stelle zwischen den Ohren der Grinsekatze zu streicheln. Alice kniff vorsichtshalber die Augen zusammen und blieb im Halbdunkel stehen.
Ihr Oberkörper begann zu vibrieren und ein tiefes Schnurren hallte durch den finsteren Kellerraum.
Doch mit der Finsternis war es genauso wie mit der Stille plötzlich vorbei.
Die Streicheleinheiten genießend erhellte die Grinsekatze lächelnd den Keller und vertrieb eine Schar von quiekenden Ferkelratten in ihre Löcher zurück.
Alice lächelte und sagte: „Die armen Schweinderln, hoffentlich verpetzen sie mich nicht bei der Herzkönigin!“
Original Handschrift
Thema: Regenbogen
Quietschrosa starrte gebannt auf die glitzernde Oberfläche des Sees.
Es sah so aus, als ob kleine Tropfen versuchten vom See in den Himmel zu steigen.
Eine ganze Welt versuchte sich umzukehren.
Plötzlich zerriss ein Sonnenstrahl den Vorhang des herabströmenden Regens.
Quietschrosa hielt den Atem an. War es jetzt soweit?
Unbändige Vorfreude durchströmte sie. Doch der Vorhang zog sich wieder zu. Sie spürte aber schon die Macht, die aus den Elementen Feuer, Wasser und Licht zusammenflossen.
Da schossen die feurigen Strahlen der untergehenden Sonne hinter dem Vorhang hervor. Quietschrosa riss, so wie alle mit ihr versammelten Einhörner, ihren Mund auf.
„Quietschrosa!“ schrie sie ihren Namen empor.
Sie vereinte ihn mit dem Chor der anderen Einhörner zu einem gleißenden Regenbogen, der sich über den Himmel bis zum Horizont erstreckte.
Als eine von vielen
dem Wasser geschenkt
dem Quell des Lebens
von außen glatt und ruhig
doch innen eine ganze Welt
zuerst bedroht
ganz hilflos
doch ist die Gefahr gebannt
und kann der Räuber schlüpfen
so wendet sich das Blatt
mit jedem Lebenstag
stattlich gewachsen
die Sonne spendet reichlich Kraft
schenkt vielzählige Beute
bis der Drang erwacht
sich festzuklammern
die Barriere zu durchbrechen
und starr zu werden
der Verwandlung Raum zu geben
bis es Zeit ist
die Paare glitzernder Flügel
in den Himmel zu stoßen
Originalhandschrift
Stille, unterbrochen von nervösem Geplapper.
Stickige Luft erschwert das Atmen.
Starre, unbequeme Rahmen erschweren das Sitzen.
Dumpfes Dämmerlicht erdrückt die Lebensgeister.
Hie und da erqietscht ein Linoleumschritt.
Menschen erstarren in quälendem Warten.
Tagträume durchziehen den Raum wie silbernes Lametta, das die Träumenden mit fort zieht.
Leises verstohlenes Rascheln von Papier versucht den Leser möglichst nicht aus der Verdrängung der trostlosen Umgebung zu wecken.
Ein schriller Pfiff.
Ein verzerrter Name.
Eine Türe öffnet sich.
Ein Geist durchflieht hoffnungsvoll die Pforte.
Der Raum bleibt dumpf zurück.
Originalhandschrift
Thema: Vorhang
Ein sanfter Windhauch ließ den Vorhang langsam hin- und herschwingen. Die schrägen Sonnenstrahlen der sommerlichen Abendsonne brachten die purpurnen Flecken auf dem Vorhang zum Leuchten.
Sie schimmerten wie Infrarotaufnahmen von fernen Sternenhaufen.
Die leichte Brise verstärkte das zuvor kaum wahrnehmbare Brummen in ein hektischeres Gesumme.
Hindernisse im rötlichen Licht erzeugten ein punktförmiges Muster auf der Wand, gegenüber dem Fenster. Negativlicht tanzte über die Vielzahl von ovalen, kreisförmigen und unregelmäßigen rötlichen Flecken an der Wand. Schweres gedämpftes Atmen mischte sich zu dem immer lauter werdenden Brummen.
Mit einem Ächzen stieg ein schwarzer Schatten an der Wand empor und begann das Fleckenmuster zu überdecken. Eine Gestalt zeichnete sich ab. Sie erhob sich mühsam, schob sich über die Wand und schrumpfte wieder.
Originalhandschrift
Ein Schrei des Zorns
Zu Beginn des Lebens
Was soll ich hier?
Zu Hause und doch nicht
Frag nicht so viel
Erfülle deine Bestimmung
Verbunden
Getrennt
Gefangen
In der Zwischenwelt
Ein Leben nach dem anderen
Auf der Suche nach Perfektion
Trübt sich der Blick
Auf die wahre Schönheit
Leiden
Schmerz
Wie ein Kokon
Eingehüllt
Eng
Raum schaffen
Grenzen sprengen
Das Licht der Sonne
Wärmend
Energie spendend
Ein neues Leben!
Ein Schrei des Zorns
Zu Beginn des Lebens
Was soll ich hier?
Zu Hause und doch nicht
Frag nicht so viel
Erfülle deine Bestimmung
Verbunden
Getrennt
Gefangen
In der Zwischenwelt
Ein Leben nach dem anderen
Auf der Suche nach Perfektion
Trübt sich der Blick
Auf die wahre Schönheit
Leiden
Schmerz
Wie ein Kokon
Eingehüllt
Eng
Raum schaffen
Grenzen sprengen
Das Licht der Sonne
Wärmend
Energie spendend
Ein neues Leben!
Berührung
ohne zu berühren
Bewegung
ohne Kontakt zum Boden
Verbindung
über alle sichtbaren Grenzen hinweg
Anziehung
sichtbar durch Wellen
und Dellen
wie Kurven im Raum-Zeit Kontinuum
ein Wunder
das sprachlos macht
in kindlicher Faszination
unsichtbar
für das menschliche Auge
ist die Natur
grenzenlos
unendlich
kreativ
alles verbindend
was unverbunden scheint
Originalhandschrift
Thema: Rose
Schnell und effizient folgte Azotl der leuchtenden Duftspurautobahn. Der Weg war so klar, dass sie ihre Gedanken schweifen lassen konnte. Der süße Geruch der entgegenkommenden Kolleginnen ließ sie von der warmen und feuchten Höhle ihres Baues träumen. Das schwach leuchtende Lumineszieren der schmackhaften Pilze war ganz anders als die gleißende Mittagssonne auf ihrem Arbeitsweg. Stillstand wäre nicht nur sprichwörtlich ihr Tod, denn nur ihre schnellen Füße sicherten emsig trippelnd ihr Überleben.
Aber wie auch am Tag zuvor, ließ sie die glühenden Steinplatten zurück und lief in den Schatten der mächtigen Rosenhecke. Gedanken an den beschwerlichen Aufstieg wurden durch die Aussicht auf die prall gefüllte Herde der Melk-Läuse verdrängt.
Die Frühlingssonne hatte die kahle Rosenhecke erweckt und zarte, saftige Triebe herausgebracht. Der nahrhafte Wachstumssaft hatte wiederum die neue Generation von Läusen wie ein Leuchtturm angelockt. Vorfreude auf die reiche Ernte wurde nur durch die dunkle Angst vor dem roten, schwarz getupften Monstern geschmälert. Doch sie hatte Vertrauen in die starken Wächterinnen, die sich selbstlos auf jeden Feind stürzten, die ihr Volk bedrohten.
Originalhandschrift