Ode an die Rebellion!
 
Lange habe ich darüber nachgedacht was mich am Allermeisten an mir stört.
Es ist gar nicht so einfach ein spezielles Detail herauszupicken.
Gefühlt habe ich so viel an mir auszusetzen, dass ich Bücher darüberschreiben könnte.
Doch aus Erfahrung weiß ich, dass mir beigebracht wurde, vieles an mir schlecht zu finden.
Was in meinem Kopf abgeht und was der Realität entspricht läuft in zwei völlig entgegengesetzte Richtungen. Fragen wir Günter, ich denke, er wird mir recht geben.
Und obwohl ich das weiß, siegt leider sehr häufig der Kopf. Leider!
Doch hat dieses Verhalten auch seine guten Seiten.
 
Und dann beginne ich zu grübeln und habe folgende Gedanken auf der Suche nach meiner größten Unzulänglichkeit:
 
Angst vor meinem wahren Ich?
Meine Wut nicht ausdrücken zu können?
Als Mensch nicht perfekt zu sein?
Fehler an anderen Menschen zu finden?
Lügen zu können?
Angelogen zu werden.
Nicht ernst genommen zu werden?
Nicht zu genügen?
Detailverliebt zu sein?
Die Liste könnte ich endlos fortführen.
 
Und dann fährt die Erkenntnis wie ein Blitzschlag in mich ein!
 
Meine größte Unzulänglichkeit ist die Rebellion gegen das Establishment!
Meinem Klinikaufenthalt in Ybbs sei Dank, wird es mir wieder brutal mitten ins Gesicht geschleudert.
 
Es macht mich kaputt und dennoch ist es gleichzeitig der blanke Wahnsinn!
Es fühlt sich einfach toll an.
Anderen ihre Fehler aufzuzeigen ist sooooo geil!
Ich zeige ihnen damit ihre Unzulänglichkeit auf. Wie herrlich, damit kann ich so richtig schön von mir ablenken.
In jedem Zahnrad eines Systems stecken Sandkörner.
In manchen sind es Sandkörner, die so klein sind, wie die einer Sanduhr.
In manchen sind sie so groß, dass man das ganze System in den Kübel kippen müsste.
Es ist schier unglaublich, dass sie überhaupt funktionieren.
Doch das gibt mir die Kraft und die Macht, mich darüber aufzuregen.
 
Es ist vergleichbar wie eine Jagd.
Der Jäger legt sich stundenlang auf die Lauer und wartet auf seine Beute.
Dann erscheint sie in seinem Blickfeld.
Der Puls steigt. Die Konzentration ist auf dem Höhepunkt.
Der Körper stellt sich auf die Jagt ein.
Gedanken schießen durch den Kopf, werde ich treffen, wo werde ich treffen. Wann ist der richtige Zeitpunkt?
 
Genau so läuft es auch bei mir ab.
Egal wo ich hingehe, es gibt irgendwelche Regeln und da sind auch Menschen.
 
Augenblicklich beginnt mein Kopf auf Hochtouren zu laufen.
Der Puls steigt.
Der Körper spannt sich an.
Ich erwarte mit Spannung diesen einen Satz zu hören oder zu lesen.
Der Augenblick rückt näher, ich kann es kaum erwarten.
Ich bin wie elektrisiert, um nicht zu sagen ekstatisch.
Und dann kommt er, dieser eine Moment der Erlösung.
Wie ein Donnerwetter bricht er über mich herein.
Ich schlage wie ein Adler meine Krallen in die Beute und lasse nicht mehr los.
 
Und dann wird sich daran gelabt.
Die Regel oder das Verhalten wird genau unter die Lupe genommen und beleuchtet, ausgeleuchtet und durchleuchtet.
Was kann sie, ist sie Sinnvoll? Wem nützt sie? Wem hilft sie? Hat sie Hand und Fuß?
Ergibt sie in ihrer Gesamtheit einen Sinn? Wie ist sie formuliert? So, dass jeder sie versteht oder extra kompliziert, damit man verschleiern kann, dass derjenige, der sie unterschreibt oder annimmt, über den Tisch gezogen wird. Hat sich jemand etwas dabei gedacht oder ist es doch nur Hirnwichserei und von jemanden ausgedacht, der zu viel Zeit hatte?
Was sagt der Mensch, wie verhält er sich? Passt das was er sagt mit dem was er mit der Körpersprache ausdrückt überein?
 
Es ist einfach zu schön in all diesen Fragen zu baden, sich darin zu suhlen, um dann mit Freuden sich der Gründe zu widmen, warum diese Regeln entstanden sein könnten oder sich der Mensch so verhält, wie er es eben tut.
Da kommt man dann wieder so schön in den Jägermodus und kommt auf mögliche Antworten wie etwa:
 
Klingt plausibel und logisch.
Kann man lassen.
Damit kann man alle Menschen schön über einen Kamm scheren, was das Leben mancher Firmenchefs und Konzernen sowie Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Psychiatrischer Einrichtungen sehr vereinfacht.
Damit bekommt wieder jemand die Kontrolle über andere.
Einfach nur Schikane.
Einfach nur komplett sinnlos.
 
Und wenn es um Menschen geht:
Mein Gott, der ist aber kleinlich.
Der hat ja keine Ahnung.
Was denkt sich der oder die eigentlich?
Hat er oder sie noch alle?
Was für eine Frechheit!
 
Ach, man könnte diese Liste ewig fortführen. Schade damit jetzt aufzuhören. 🙂
 
Alles in allem stelle ich zusammenfassend fest, dass diese Eigenschaft, auch wenn sie mich in den Wahnsinn treibt, eine sehr tolle und vor allen Dingen gute und wichtige Eigenschaft an mir ist.
Es gibt schon viel zu viele Lemminge auf dieser Welt, die nichts mehr hinterfragen oder einfach ohne nachzudenken tun, was man ihnen sagt, oder aufträgt, ohne ihren Hausverstand einzuschalten!
Hausverstand, gibt es leider nur noch sehr selten in unserer Gesellschaft und ist meist auch nicht mehr gefordert, was uns als Menschen immer mehr in die Isolation und Einsamkeit treibt.
 
So bin ich also äußerst dankbar über meinen noch vorhanden ausgeprägten Hausverstand und die vollendete Kunst des „alles Hinterfragens“
 
Kurz: ES LEBE DIE REBELLION!!!!

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