„Ach, wie damals in München am Riemer See!“, rief Adolf Hitler, während er auf dem zugefrorenen Styx rückwärts zu einem doppelten Rittberger ansetzte.
Er hatte aber seine Rechnung ohne Josef Stalin gemacht, der – in Gedenken an Stalingrad – eine Rolle Stacheldraht in Hitlers Absprungzone warf.
Und natürlich im Auftrag Luzifers, der – in einen Lammfellmantel gehüllt – versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. Denn auch Josef Stalin hatte sich zu früh gefreut.
Sein Geruchssinn hätte ihn warnen sollen, doch dieser war hinterhältigerweise von Luzifer blockiert worden. So konnte er nicht wahrnehmen, dass Mao Tse Tung, Kim Jong Il und Pol Pot in einer asiatischen Allianz auf das Eis rund um Josef Stalin gepinkelt hatten.
„Ho, ho, ho“, lachte Josef Stalin, während Adolf Hitler fluchend in Stacheldraht gehüllt über den Styx rollte.
„Hi, hi, hi“, lachten Mao, Kim und Pol Pot, während Josef Stalin mit einem
„Was zur Hölle!“, in den eisigen Fluten seiner Wolga-Erinnerung versank.
Luzifer hätte jetzt gerne die asiatische Allianz durch den Mongolenkrieger Dschingis Khan niedermetzeln lassen, aber der war ja nicht verfügbar, weil im Himmel.
Gott hatte ihm eine Dispens gegeben, auch wenn Jesus versucht hatte, wegen der ganzen Morde zu intervenieren.
Aber Gott sagte nur pragmatisch:
„7324 Morde gegenüber 23956 Nachkommen, ich sagte doch, seid fruchtbar und vermehret euch, wie viele Nachkommen hast du, Jesus?“.
Jesus hatte sich dann schmollend zu Eva in den Garten Eden verzogen, aber die hatte mit ihren 7487 Jahren definitiv genug von Männern und Adam war sicher nicht bereit für eine offene Beziehung.
„Ah, das waren noch Zeiten“, dachte Luzifer, „Als ich noch nicht von dieser verdammten Wolke gestolpert war. Gefallener Engel, pah. Gott hätte mich auffangen können, wenn er nicht gerade noch seinen Rausch von seiner Sintflut-Feier ausgeschlafen hätte.“
Luzifer sah kopfschüttelnd zu seiner asiatischen Allianz hinüber, die gerade um das Loch im Eis tanzten und
„Ach wie gut, dass niemand weiß!“, sangen.
Luzifer nützte die Gelegenheit und ließ Mao, Kim und Pol Pot ihre Namen vergessen.
„Gott kann sich gerne Zeit lassen mit seiner Kältetherapie.“, dachte er, wohlig in seinen Lammfellmantel gehüllt.
„Wobei seine Midlife-Crisis bei dem was die Menschen aufführen, zeitlich etwas spät zu beginnen scheint. Aber so ist Gott halt, ewiger Optimist.“
Er beobachtete noch kurz Mao, Kim und Pol Pot, die sich gegenseitig anschrien:
„Dass ich hnhnhnhn heiß!“, und machte sich auf die Suche nach seinen nächsten Kälteopfern.
Kategorie: Prosa Seite 2 von 11
Unser heutiges Thema lautet: Wenn die Hölle zufriert!
Verdammt und zugenäht, wer bitte hat sich das wieder ausgedacht?
Ich meinte ja Günter, aber als ich ihm das sage, verneint er dies.
Als ich mit Doris telefoniere und wir über das heutige Thema sprechen und ich sie frage, von wem die Idee dazu kam, schoss sie wie aus der Pistole, dass es Günter war.
Also doch, wusste ich‘s doch!
Na ja, was hilft das Wissen jetzt? Genau gar nichts.
So, Konzentration bitte und los: Denken… denken….
Nichts….
Es ist total nervig und es ärgert mich.
Obwohl, dass sollte es ja auch nicht, da das ja bekanntlich auch nicht weiterhilft und nur Nerven und Energie kostet.
Und Schluss, los, nachdenken….. Mhhh….
Also was mache ich jetzt? Nicht ärgern oder doch ärgern.
Ich glaube, ich bekomme davon Kopfschmerzen mich so im Kreis zu drehen.
Abgesehen davon, dass mir auch noch schwindelig und übel davon werden wird.
Und zurück, du sollst nachdenken….
Ohhh… es ist so heiß, ich schwitze, wie nervig. Zum Glück haben wir schon den Wocheneinkauf erledigt und müssen nicht mehr hinaus in diese Hitze.
„STOP“, gerade sitzen, konzentrieren und überlegen…..
Mist, dieser blöde Schreibtischsessel, immer kippt er nach hinten wenn er nicht soll.
Lästiges Teil aber auch!
Ah… meine E-Mails muss ich ja auch noch checken.
Ok, ich mache mal die Mails und dann wird mir bestimmt etwas einfallen.
….
….
….
So, Mails erledigt, Videos zwischendurch auch gekuckt und jetzt frisch ans Werk!
Ich spüre es, kann es fühlen, irgendwo in meinem Kopf sitze eine Idee.
Komm, worum könnte es in meiner Geschichte gehen?
Soll sie lustig sein, oder soll es ein Gedicht werden, oder was?
Jetzt komm schon, bitte, ich möchte heute doch etwas abliefern.
Was denken dann wieder die anderen, wenn ich wieder nichts geschrieben habe.
Aber jetzt, noch ein letzter Versuch. Volle Konzentration!!!!
Nää, da kommt überhaupt nix! So, und jetzt reichts! Lang genug herum gefrettet.
„Und wenn die Hölle zufriert“, mir fällt zu diesem Thema einfach überhaupt nichts ein!
Danke liebe Doris, dank dir ist der Zettel doch noch voll geworden!
Stolz trabte Qietschrosa zwischen ihren Freunden Froschgrün und Himmelblau auf dem Weg zurück nach Hause, zur grauen Weide (nicht zum Verwechseln mit der Weide des Grauens, dort lebten die Wer-Hörner – brrr – aber das ist eine ganz andere Geschichte).
Ihr Kopf war noch voll von den Farben und Bildern der Namensweihe am Spiegelsee. Quietschrosa und ihre drei Freunde hatten ihren Namen in den Regenbogen eingefügt. Damit durften sie jetzt endlich ihre Farbreise antreten, um nach ihrem Komplementär-Farbeinhorn zu suchen.
Qietschrosa schnaubte leise und dachte schaudernd an all ihre vergeblichen Versuche zurück, dieses Wort richtig auszusprechen.
„Das haben sich die Erwachsenen sicher nur ausgedacht, um über uns zu lachen.“, dachte sie, „Wer würde sonst auf so ein Wort kommen: Komplementär-Farbeinhorn! Wenn ich endlich Leit-Farbeinhorn bin, werde ich das sofort abschaffen und zum Beispiel dadurch ersetzen: wechselseitig ergänzender Kolorierungseinhornspartner. Ähhh oder sowas ähnliches…“
Quietschrosa stolperte und konnte gerade noch so verhindern, mit ihrem Einhorn den Weg umzupflügen.
Jemand hinter ihr kicherte hämisch. Vorwurfsvoll blickte Quietschrosa sich um.
Bei allem Verständnis, sie hätte sich selbst auch gewünscht, in letzter Sekunde noch einen anderen Namen zu bekommen. Aber das war kein Grund dafür, dass Uringelb ihren Frust an ihr ausließ.
Sie konnte sich gerade noch zurückhalten und Uringelb nicht „Viel Spaß auf der Suche nach Kackbraun!“ zuzurufen.
Quietschrosa schüttelte nur den Kopf und träumte von der Suche nach ihren potenziellen Partnern. Vielleicht „Neongelb“ oder „Feuerrot“, aber hoffentlich nicht „Giftgrün“…
„Guruu, Gehirn, Guruu!“, krächzte Trude, die Zombietaube.
Sie saß am Sims einer Mansardenwohnung gegenüber dem Stephansdom.
Konzentriert schärfte sie ihren Schnabel an den bereits glattpolierten Stäben des Dornengitters.
Der schwarze Schimmel auf ihrem vormals blau-grauen Gefieder verschluckte Großteils das Licht, das vom Fernseher der Wohnung hinter ihr über sie hinwegflackerte.
Ein milchiges Auge fixierte Menschen, die im abendlichen Halbdunkel weit unter ihr – scheinbar fröhlich – über den Stephansplatz torkelten.
Das andere Auge, das bereits ein wenig aus seinem Sockel heraushing, versuchte die Schärfe des Schnabels einzuschätzen.
„Guruu, Gehirn, Guruu, Gehirrrrrn!“, krächzte Trude hungrig.
Sie beschloss, dass ihr Schnabel jetzt scharf genug war, um durch den Augapfel, die Netzhaut und den Sehnerv in das ersehnte menschliche Gehirn zu gelangen.
Ihre Augen begannen Chamäleon gleich über die Passanten zu zucken, auf der gierigen Suche nach dem leichtesten Opfer.
Trude war so konzentriert auf die Beute unter ihr, dass sie den leisen Luftzug nicht wahrnahm, der über sie hinwegstrich.
„Guruu, Gehiiii…..“, war ihr letzter Gedanke, bevor ihr eigenes Gehirn aufgespießt wurde.
„Fiep, Taubengehirn, Fiep!“, piepste Nils, der Zombiehamster, als er genüsslich das Gehirn der Zombietaube durch seine Nosferatu-Zähne aufsaugte.
Ein Einzeller Märchen
Hansi, das Pantoffeltierchen, schwebte in einem Bällebad aus Wassermolekülen.
Stolz strich es mit den Flimmerhärchen über die Tochterzelle neben ihm.
Am Tag zuvor hatte sich Hansi an einem Schwarm von Cyanobaktieren gelabt und weil sein Bauch so sehr gefüllt war, hatte Hansi Lust bekommen sich zu teilen.
Gedacht, getan und schon waren sie zu zweit.
„Kannst du dich noch erinnern, damals, als ich selbst noch eine frisch geteilte Tochterzelle war?“, flimmert Hansi seiner Tochterzelle zu.
„Ja, klar, du Doofie, ich bin ja ein Klon von dir.“, flimmerte Flo zurück, „Meinst du, als du vor Angst quietschend vor der mickrigen Amöbe geflohen bist?“
„Diese Jugend von heute! Bei der Teilung muss bei dir wohl was mutiert sein, wenn du jetzt schon dement bist, wo soll das noch hinführen?“
„Mutiert, das nimmst du zurück! Und wenn dann sind deine Gene daran schuld!“
„Selber schuld, du Teilungsopfer!“
„Selber Opfer, du unbestimmtes Elternteil!“
Das wilde Herumflimmern hatte beide Zellen erschöpft.
„Na gut, also woran soll ich mich erinnern?“, fragte Flo.
„Hmpf.“, flimmerte Hansi, „Und wenn dann war es ein Sonnentierchen und keine Amöbe.“
„Also ich meine all diese Erinnerungen, die plötzlich da waren! Generationen und Generationen von Erinnerungen zurück bis zum ersten zufälligen Ahnen-Aminosäurestrang!“
„Als wäre es gestern gewesen!“, zwinkerte Flo versöhnlich zurück.
„Mich hat am meisten diese Geschichte von dem Urahn beeindruckt, der sich gegen die Schwefelesser durchgesetzt hatte!“
„Schwefelfresser, brrr, diese dreckigen …“.
„Na, hör mal, ich dachte, ich habe meinen Rassismus endlich überwunden, und schwupps…“.
„Jaja, ich weiß, die können auch nix dafür, dass es bei denen zu Hause so stinkt…“, flimmerte Flo beschwichtigend.
„So, wo war ich, ja der Schwefelfresser vernichtende Urahn…“
„Hehe, jetzt hast du’s geflimmert!“, kicherte Flo hämisch.
„Grrr, ein paar Millionen Generationen und der Rassismus ist immer noch nicht wegmutiert. Naja, vielleicht bei der nächsten Zellteilung.
Was ich eigentlich flimmern wollte…“
In diesem Moment trieb ein Schwarm von Legionellen vorbei.
Hansi und Flo knurrte ihre Nahrungsvakuolen und sie flimmerten hungrig in den Legionellenschwarm hinein.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann teilen sie sich noch heute.
Thema: Ich lebe meinen Traum
Ich betrete den Raum, den ich mein Atelier nennen darf.
Hier stehen Tische und Stühle und es gibt unzählige Regale, die voll mit Material für jedwede Künstlerische Tätigkeit sind.
Da gibt es Keilrahmen, Kartons, Zeitschriften, Acrylfarben, Deko in Hülle und Fülle und alles, was das Künstlerherz begehrt.
Ich bereite den Kaffee für meine Gäste zu und genieße den Anblick des schönen hellen und großen Raumes.
So viel Fantasie, die hier Raum findet und entstehen darf und kann.
Und dann geht es auch schon los.
Die ersten Teilnehmer finden sich ein.
Ich bitte sie herein und führe sie herum um ihnen alles zu zeigen.
Nachdem alle platz genommen haben, geht das Spektakel los.
Ich gebe den Menschen noch einige kurze Infos und bitte sie, sich rege auszutauschen und eigenen Erfahrungen mit einzubringen.
Für heute habe ich ein Thema vorgegeben.
Bunt, alles dazu ist erlaubt, egal ob eine Collage entstehen darf oder ob auf Keilrahmen gemalt wird.
Es darf geklebt, gemalt, gekleckert, mit Fingern gemalt werden.
Alles wonach einem ist, darf ausprobiert werden.
Es gibt keine Grenzen.
Ich gehe einen Schritt zurück und überlasse den Menschen, meinen für sie gemachten Raum.
Mit Begeisterung beobachte ich, was unter meinem Dach entsteht.
Besonders genieße ich es, den anderen dabei zuzusehen wie neues entsteht und sie zu ermutigen neues auszuprobieren.
Am schönsten finde ich das bunte und wilde Getuschel unter den Anwesenden.
Auch sage ich immer wieder, dass man sich bei den anderen neue Ideen und Inputs abschauen und einholen kann. Dadurch entstehen wieder neue kreative Ideen, auch für zukünftige Bilder.
Besonders liebe ich es aber dem intriganten Kritiker auf die Finger zu klopfen, wenn er wie immer versucht die Kunst klein oder schlecht zu reden.
Die Zeit verrinnt wie immer im Flug.
Schon sind wieder 3 Stunden vorbei und ich frage, ob jemand sein Werk präsentieren möchte und dazu ein paar Worte sagen möchte.
Mal meldet sich jemand und es entstehen gute Diskussionen.
Mal meldet sich niemand, aber auch das ist ok.
Dann wird gemeinsam aufgeräumt und alles wieder an seinen Platz verstaut.
Nachdem alle gegangen sind, mache ich noch meinen Rundgang, bringe alles zu meiner Zufriedenheit wieder in Ordnung, lehne mich zurück, lassen die Stunden Revue passieren und überlege bereits was ich für das nächste Treffen als Vorgabe auswählen könnte.
Ein angenehmer Geruch nach Pergament und altem, gegerbtem Leder umgab mich. In meiner Insel aus Licht schwand der Rest des dunklen Raumes wie in der Schwärze des materiefreien Weltraumes zwischen zwei Galaxien.
Das starre Pergamentblatt knarrte leise beim Umblättern. Wie Fossilien tauchten die griechischen Buchstaben auf der Seite des antiken Buches auf. Die Stille der nächtlichen – oder schon morgendlichen? – Stunde verstärkte nur noch meine Aufregung.
Nach zwei Jahren der Recherche und detektivischer Suche hatte ich endlich das verschollen geglaubte Manuskript vor mir. Aber es waren nicht die in Griechisch verfassten Pergamentseiten aus dem zweiten Jahrhundert n.Chr., die mich so sehr interessierten. Es war der Einband des Buches aus Leinen, der die erhoffte Sensation enthielt.
Vorsichtig strich ich mit meinen weißen Handschuhen über den antiken Schatz.
Ich stellte mir vor, wie der griechische Gelehrte die für ihn uninteressanten Seiten mit unbekannter Schrift aus dem Kodex trennte. Vielleicht war es ein Familienerbstück aus grauer Vorzeit, aus einer Vergangenheit, die für ihn verblasst war.
Ich nahm meine Spezial-Infrarotlampe und hielt sie vorsichtig über die Vorderseite des Buch-Einbandes. Da tauchten sie auf, die Wörter in etruskischer Schrift, unverwechselbar durch die gespiegelten griechischen Buchstaben. Und jetzt der Moment, auf den ich so lange hin gefiebert hatte, so viele Stunden studiert und gegen alle Widerstände gekämpft hatte.
Meine Hände zitterten leicht, als ich die Lampe über die Rückseite des Einbandes hielt.
Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Da war er. Der übersetzte Text in lateinischer Schrift, der Schlüssel zur Dechiffrierung der bisher vor uns verborgenen etruskischen Sprache!
Originalhandschrift
Grelle Blitze aus Licht folgten auf gnadenvolle Phasen der Bewusstlosigkeit.
Lautlos schrie Jorges Körper, seine Stimme war schon vor Stunden verstummt. Gepresste Stöße aus Luft versuchten in seine gequetschte Lunge vorzudringen. Die Schulterblätter seiner ausgekugelten Arme, die an dem groben Hanfseil von der Decke hingen, ließen fast keinen Raum für Sauerstoff.
Aber nur fast.
Seine Folterknechte unterhielten sich lachend, Zigarettenqualm verringerte den Sauerstoffanteil in der Luft noch weiter. Jorges Augen starrten auf den rostigen Kübel vor ihm.
Seinen Kopf zu heben hatte er schon vor langer Zeit aufgegeben.
Einmal blinzeln. Weg. Und wieder da.
Unermessliche Schmerzen für das bisschen Sauerstoff. Füße näherten sich am Rand seines Blickfeldes. Füße in braunen Gummistiefen und Beine, verhüllt von einem Einweg-Schutzanzug.
Die konturenlose Gestalt stand jetzt vor ihm.
Eine Hand krallte sich in Jorges Haare und zog seinen Kopf nach oben.
Lichtblitze aus Schmerz durchzuckten seinen gequälten Nacken, seine Schultern und seinen Kopf. Tränen und Schweiß trübten seinen Blick auf die fauligen Zähne im höhnisch lachenden Gesicht seines Peinigers. Jetzt könnte Jorge auch die Anfeuerungsrufe der zwei anderen Schläger des Sinaloa-Kartelles hören. Die andere Hand des namenlosen Peinigers hielt eine penibel geschärfte Machete.
Tränen der Erleichterung liefen über Jorges Gesicht.
Einmal blinzeln. Weg. Und wieder da.
Eine Explosion in seinem Nacken. Verwirrung in seinem Gehirn.
Kein Schmerz, kein Atmen, nur Verwirrung. Sein Blick beginnt sich zu drehen.
„Wo bin ich?“, denkt Jorge.
Sein Blick dreht sich weiter und er sieht einen Körper.
Einen Körper ohne Kopf, aus dem eine Fontäne aus Blut schießt.
„Oh, der arme Körper!“, denkt Jorge, aber sein Blick dreht sich weiter.
Er starrt hinauf auf johlende Gestalten.
Sein Blick dreht sich weiter.
Er starrt hinab in die gähnende Öffnung des Kübels.
Ein dumpfer Aufprall. Finsternis.
Etwas Warmes, das seine Wangen entlangläuft.
Erleichterung und Trauer.
Ein Gedanke. Ein Bild.
Sofia, die Camila an der Hand hält.
Plötzlich blendende Helligkeit.
Stille.
Hänschen stellte sich vor in das Sternenfirnament zu starren.
Mondlicht schimmerte durch Löcher im strohgedeckten Dach des Waisenhauses.
„Wenigstens regnet es heute nicht!“, dachte Hänschen und versuchte eine halbwegs bequeme Position auf der sticheligen Strohmatratze zu finden.
Er lauschte hinein in den Schlafsaal.
Hänschen hatte gelernt auf das Atmen der anderen Waisen zu achten. Ein Kratzen an der morschen Holzwand hinter ihm unterbrach seine Konzentration.
Hänschen erstarrte und hielt den Atem an. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges lauern viele schlimme Dinge hinter jeder Ecke und in jedem Verschlag. Ein leises Fiepen ließ ihn wieder etwas entspannen.
Ein Bild seiner Familie, wie Vater, Mutter und Schwestern um den Esstisch herum saßen und beteten, blitzte in seinem Kopf auf.
„Nein, bitte nicht!“, dachte Hänschen und versuchte verzweifelt die Tränen zu unterdrücken. Obwohl er nicht verstand, wie dieser See aus Tränen immer noch nicht leer sein konnte.
Tränen liefen seine Schläfen herab und versickerten im groben Stroh der gedroschenen Hirsestengel.
Kein Laut verließ seine von der Kälte rissig gewordenen Lippen. Ängstlich lauschte Hänschen in den Raum hinein.
Ein Wimmern, dann ein Röcheln, dann unsägliche Stille. Das leise Kratzen hinter ihm entfernte sich.
Nur der endlose Strom aus Tränen blieb zurück.
Ode an die Rebellion!
Lange habe ich darüber nachgedacht was mich am Allermeisten an mir stört.
Es ist gar nicht so einfach ein spezielles Detail herauszupicken.
Gefühlt habe ich so viel an mir auszusetzen, dass ich Bücher darüberschreiben könnte.
Doch aus Erfahrung weiß ich, dass mir beigebracht wurde, vieles an mir schlecht zu finden.
Was in meinem Kopf abgeht und was der Realität entspricht läuft in zwei völlig entgegengesetzte Richtungen. Fragen wir Günter, ich denke, er wird mir recht geben.
Und obwohl ich das weiß, siegt leider sehr häufig der Kopf. Leider!
Doch hat dieses Verhalten auch seine guten Seiten.
Und dann beginne ich zu grübeln und habe folgende Gedanken auf der Suche nach meiner größten Unzulänglichkeit:
Angst vor meinem wahren Ich?
Meine Wut nicht ausdrücken zu können?
Als Mensch nicht perfekt zu sein?
Fehler an anderen Menschen zu finden?
Lügen zu können?
Angelogen zu werden.
Nicht ernst genommen zu werden?
Nicht zu genügen?
Detailverliebt zu sein?
Die Liste könnte ich endlos fortführen.
Und dann fährt die Erkenntnis wie ein Blitzschlag in mich ein!
Meine größte Unzulänglichkeit ist die Rebellion gegen das Establishment!
Meinem Klinikaufenthalt in Ybbs sei Dank, wird es mir wieder brutal mitten ins Gesicht geschleudert.
Es macht mich kaputt und dennoch ist es gleichzeitig der blanke Wahnsinn!
Es fühlt sich einfach toll an.
Anderen ihre Fehler aufzuzeigen ist sooooo geil!
Ich zeige ihnen damit ihre Unzulänglichkeit auf. Wie herrlich, damit kann ich so richtig schön von mir ablenken.
In jedem Zahnrad eines Systems stecken Sandkörner.
In manchen sind es Sandkörner, die so klein sind, wie die einer Sanduhr.
In manchen sind sie so groß, dass man das ganze System in den Kübel kippen müsste.
Es ist schier unglaublich, dass sie überhaupt funktionieren.
Doch das gibt mir die Kraft und die Macht, mich darüber aufzuregen.
Es ist vergleichbar wie eine Jagd.
Der Jäger legt sich stundenlang auf die Lauer und wartet auf seine Beute.
Dann erscheint sie in seinem Blickfeld.
Der Puls steigt. Die Konzentration ist auf dem Höhepunkt.
Der Körper stellt sich auf die Jagt ein.
Gedanken schießen durch den Kopf, werde ich treffen, wo werde ich treffen. Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Genau so läuft es auch bei mir ab.
Egal wo ich hingehe, es gibt irgendwelche Regeln und da sind auch Menschen.
Augenblicklich beginnt mein Kopf auf Hochtouren zu laufen.
Der Puls steigt.
Der Körper spannt sich an.
Ich erwarte mit Spannung diesen einen Satz zu hören oder zu lesen.
Der Augenblick rückt näher, ich kann es kaum erwarten.
Ich bin wie elektrisiert, um nicht zu sagen ekstatisch.
Und dann kommt er, dieser eine Moment der Erlösung.
Wie ein Donnerwetter bricht er über mich herein.
Ich schlage wie ein Adler meine Krallen in die Beute und lasse nicht mehr los.
Und dann wird sich daran gelabt.
Die Regel oder das Verhalten wird genau unter die Lupe genommen und beleuchtet, ausgeleuchtet und durchleuchtet.
Was kann sie, ist sie Sinnvoll? Wem nützt sie? Wem hilft sie? Hat sie Hand und Fuß?
Ergibt sie in ihrer Gesamtheit einen Sinn? Wie ist sie formuliert? So, dass jeder sie versteht oder extra kompliziert, damit man verschleiern kann, dass derjenige, der sie unterschreibt oder annimmt, über den Tisch gezogen wird. Hat sich jemand etwas dabei gedacht oder ist es doch nur Hirnwichserei und von jemanden ausgedacht, der zu viel Zeit hatte?
Was sagt der Mensch, wie verhält er sich? Passt das was er sagt mit dem was er mit der Körpersprache ausdrückt überein?
Es ist einfach zu schön in all diesen Fragen zu baden, sich darin zu suhlen, um dann mit Freuden sich der Gründe zu widmen, warum diese Regeln entstanden sein könnten oder sich der Mensch so verhält, wie er es eben tut.
Da kommt man dann wieder so schön in den Jägermodus und kommt auf mögliche Antworten wie etwa:
Klingt plausibel und logisch.
Kann man lassen.
Damit kann man alle Menschen schön über einen Kamm scheren, was das Leben mancher Firmenchefs und Konzernen sowie Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Psychiatrischer Einrichtungen sehr vereinfacht.
Damit bekommt wieder jemand die Kontrolle über andere.
Einfach nur Schikane.
Einfach nur komplett sinnlos.
Und wenn es um Menschen geht:
Mein Gott, der ist aber kleinlich.
Der hat ja keine Ahnung.
Was denkt sich der oder die eigentlich?
Hat er oder sie noch alle?
Was für eine Frechheit!
Ach, man könnte diese Liste ewig fortführen. Schade damit jetzt aufzuhören. 🙂
Alles in allem stelle ich zusammenfassend fest, dass diese Eigenschaft, auch wenn sie mich in den Wahnsinn treibt, eine sehr tolle und vor allen Dingen gute und wichtige Eigenschaft an mir ist.
Es gibt schon viel zu viele Lemminge auf dieser Welt, die nichts mehr hinterfragen oder einfach ohne nachzudenken tun, was man ihnen sagt, oder aufträgt, ohne ihren Hausverstand einzuschalten!
Hausverstand, gibt es leider nur noch sehr selten in unserer Gesellschaft und ist meist auch nicht mehr gefordert, was uns als Menschen immer mehr in die Isolation und Einsamkeit treibt.
So bin ich also äußerst dankbar über meinen noch vorhanden ausgeprägten Hausverstand und die vollendete Kunst des „alles Hinterfragens“
Kurz: ES LEBE DIE REBELLION!!!!