von Michaela und Günter

Kategorie: Prosa Seite 3 von 11

Trauerrede

Die Socke

Thema: Trauerrede über einen verlorenen/kaputtgegangenen Gegenstand

Ach, mir kommt es vor, als wäre es erst gestern gewesen, als ich dich und deinen Zwillingsbruder unter dem Weihnachtsbaum fand.
 
So fröhlich wart ihr damals beide, bunt geringelt und wunderbar weich.
Nicht so kratzig, wie die anderen aus dem Vorjahr.
 
Ihr habt euch sofort zu mir hingezogen gefühlt und ich konnte nicht widerstehen euch sofort anzuziehen.
 
Ganz warm wurde mir nicht nur ums Herz, ihr habt immer nur gegeben und wolltet nichts dafür.
 
Mit Füßen habe ich euch getreten, doch ihr habt es mir nie übel genommen.
Auch wenn mir manchmal übel geworden ist, wenn ich euch wie Müll in den Wäschekorb geworfen hatte.
 
Dann warst du plötzlich nur noch alleine. Dein Zwillingsbruder entführt und gefressen von der sockenmörderischen Maschine.
 
Doch er hatte sich bis zum letzten Moment gewehrt und ihren gierigen Hals gestopft!
 
Wechselnde Beziehungen musstest du ertragen, alle Farben und Muster waren dabei.
Doch du hast es stoisch ertragen, auch wenn ich immer wieder fremd gegangen war.
 
Alt bist du geworden und schlapp.
Aber du lässt mich auch jetzt nicht im Stich, ich trage ich dich über meinem Gesicht.
 
Gemeinsam rauben wir diese scheiß Bank aus und fliehen reich nach Panama!

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Trauerrede

Kartoffelpresse

Thema: Trauerrede über einen verlorenen/kaputtgegangenen Gegenstand

Ach, du mein getreuer Gefährte, wie konntest du mich einfach so verlassen.
Wir hatten so oft unser Vergnügen miteinander.
 
Immer wenn ich dich brauchte, packte ich dich aus und du blitztest mich mit deinem poliertem Edelstahl an.
 
Nur dir vertraute ich die wichtigsten Lebensmitteln an, weil ich wusste, keiner konnte die Dinge so handhaben wie du.
 
Niemand anderes in meinem Haushalt ist zu dem fähig, was du immer für mich getan hast.
 
Kein anderes Werkzeug dieser Welt, wird diese Aufgabe jemals so zur Vollendung bringen wie du.
Ich kann mir kaum vorstellen, wie ich künftig ohne dich weiter kochen soll.
 
Du hast irreparable Schäden davon getragen, als du mir auf die Steinstufen gefallen bist.
Du hast dein Strahlen verloren und klapperst nur noch elend wenn ich dich benützen möchte.
 
Leise aber immer lauter werdend, höre ich den Mülleimer nach dir rufen.
 
Ich möchte nicht, dass du gehst, aber du bist leider nicht mehr zu retten und ich habe keine Hoffnung mehr.
Unsere Wege trennen sich nun und es gibt kein Zurück mehr.
 
Niemand, wirklich niemand außer dir, kann meine Kartoffeln so quetschen wie du mein lieber Kartoffelpresse!
 
Es wird lange dauern, bis ich mir bei Amazon einen neuen bestellen werde, VERSPROCHEN!!!

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Schöne neue Welt

Schöne neue Welt

Das Wurmloch öffnete sich mit einem gleißenden Gammaröntgenblitz und speite ein Objekt heraus, das regungslos im All verharrte.
Der Energieblitz verpuffte in Nanosekunden und die aufgeregten Elektronen der vereinzelten Wasserstoffatome beruhigten sich schnell wieder. Der absolute Kälte-Nullpunkt des ewigen Vakuums duldete keine Aufregung.
 
 
Widerstrebend wandte das Vakuum seine Aufmerksamkeit auf den Fremdkörper. Dem Vakuum wurde leicht übel, als das Objekt begann, die mühsam, feingesponnen Gravitationsfäden zu verbiegen. Es rutschte die Fäden entlang und erzeugt dabei einen fast unerträglichen Klang, der das Vakuum zum Schaudern brachte.
 
 
Doch zum Glück bewegte sich das Objekt nicht lange. Es kam nahe bei einem Planeten zu stehen, der beim Vakuum eine unangenehme Erinnerung auslöste. Der Planet, seine Geschwister und der gelbe Stern waren entstanden, als der aufgeblähte, blaue Riese des Sternenhaufens seine Überreste in die herrlich kühlen Molekülwolken der Umgebung geschleudert hatte. Seitdem waren die letzten Milliarden Jahre in wunderbarer Ruhe vergangen.
 
 
Winzige Molekülhaufen begannen sich vom Objekt zu lösen und erregten die Neugierde des Vakuums. Die aber gleich wieder verpuffte.
„Na dann viel Spaß mit eurer schönen, neuen Welt!“, dachte das Vakuum, wickelte sich in ihre flauschige Heliumdecke und hoffte auf ein paar Äonen ungestörten Schlafes.


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Lauschangriff

Der Morgen

Thema: Lauschangriff

Das pfeifende Geräusch meiner Nase weckt mich. Beim Aufdecken der Bettdecke wirbelte die Luft herum. Ich drehte mich auf die Seite und setzte mich im Bett auf, während der Lattenrost unter mir knarzte.
Mit einem Ruck stand ich auf und hörte das Knacken meiner Knie.
 
Das schlurfende Geräusch meiner Hausschuhe begleitete mich zur Kaffeemaschine. Im Vorbeilaufen am Kühlschrank drang das leise Surren und Gluckern an mein Ohr.
 
Ein stumpfer Ton hallte durch den Raum, gefolgt von einem lauten „Verdammt!“ dass aus meinem Mund kam und die Stille durchbrach, nachdem ich mir den Zeh angeschlagen hatte.
 
Mein lautes und schweres Atmen unterstrich den Schmerz. Seufzend nahm ich den Klicklaut wahr, als ich die Kaffeemaschine einschaltete. Sie begann zu grummeln und zu gurgeln und das Wasser schoss zischend in den Filter.
Als der Kaffee fertig war nahm ich klappernd die Kaffeetasse aus dem Schrank und stellte sie mit einem Klirrgeräusch auf die Untertasse.
 
Klack, Kratz, Quietsch, nahm ich die Kaffeekanne heraus. Schlürfend rann der Kaffee in die Tasse. Am Esstisch angekommen trank ich meinen Kaffee und dachte: „Endlich Ruhe!“



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Traumjob

Künstlerin

Thema: Traumjob

Das Atelier ist voll mit allen möglichen Materialien.
Was werde ich heute verwenden?
Ich wandere gemächlich an den Regalen vorbei.
Mit den Händen taste ich die Dinge ab.
Rauh, samtig, stachelig.
 
Ich bleibe an einer gummiartigen Unterlage stehen. Ja, die wird’s heute werden. Gedanken wirbeln in meinem Kopf umher.
Was passt dazu? Was kann ich damit kombinieren?
Zack, da kommt der Gedanke an den Herrentorso.
Ja, die Unterlage kann ich an dem Torso befestigen. Und schon spielen die passenden Ideen in meinem Kopf.
 
Dazu passen sicher die Spiegelmosaik-Teile.
Ach ja, und dann habe ich ja noch die bunten Bänder.
Ob ich da dieses komische gebogene Drahtgewirr mit einarbeiten kann? Das muss ich unbedingt ausprobieren. Ich sehe das Ergebnis vor meinem inneren Auge.
 
Der linke Teil des Torsos quer mit der Gummimatte, darauf Bänder mit eingearbeitet. Die andere Hälfte mit den kleinen Teilchen. Darauf das Drahtgebilde. Das wird toll. Doch da fehlt mir noch etwas. Etwas, das ins Auge springt und sich in den Vordergrund drängt. Und da kommt auch schon die Lösung angetanzt.
 
Ich habe doch diese überdimensional große Blume.
Die passt perfekt auf die Spiegelteile. Das wars. Voila, passt perfekt.
Das nächste Teil für die Ausstellung ist fertig.
Wie schön, sich so kreativ ausleben zu können!


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Traumjob

Grisu

Thema: Traumjob

„Ich werde Feuerwehrmann!“, rufe ich schmollend in die verkohlten Überreste des Wartehäuschens hinein. Mein Vater neben mir schüttelt traurig den Kopf.
 
 „Sag jetzt nichts!“, schreie ich ihn wütend an.
„Ich, ich …!“, rufe ich, während er schützend seine Schwingen über die vor ihm kauernden Menschen ausbreitete.
„Ich, ich wollte doch nur dem kleinen Chihuahua streicheln und dann hat der mich in den Finger gebissen und dann, und dann ist es einfach passiert!“.
 
Hinter den Schwingen meines Vaters höre ich ein empörtes Kläffen. Ein kleiner, etwas angekokelter Hund schießt heraus und beißt mir in den Fuß.
„Ich werde Feuerwehrmann!“, rufe ich frustriert, während die rotglühenden Reste des Wartehäuschens klappernd vor mir zusammenbrechen.


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Lauschangriff

Die Brücke

Thema: Lauschangriff

Eine leichte Brise lässt die Blätter in den Bäumen aneinander reiben. Ein unregelmäßiges Rauschen läuft wie eine Welle durch den Wald. Die Blätter der Rotbuchenriesen klingen heller als die festen Blätter der knorrigen Eichen. Einige Äste stoßen klappernd aneinander, andere Äste erzeugen ein Quietschen, wie ein ungelenkes Spiel auf einer Violine.
 
Vor mir gluckert sanft ein Bach über das Herbstlaub des vorigen Jahres. In den Büschen raschelt es und ein schwarzes Amselmännchen schießt heraus.
Es ruft „Tsitsipe!“ und sieht mich vorwurfsvoll an. Die Amsel hüpft weiter und schiebt raschelnd mit dem Schnabel Blätter zur Seite, auf der suche nach für mich lautlosen Regenwürmern.
 
Behäbig durchquert ein Feuersalamander den seichten Bach und stört für kurze Zeit das monotone Glucksen des Baches. Der Wind wird stärker und klingt jetzt wie ein heranrauschender Zug. In der Ferne ertönt ein dumpfes Grollen. Die Amsel sucht unbeeindruckt weiter.
 
Aber für mich ist es Zeit nach Hause zu gehen. Ich stoße mich vom Geländer der knarrenden, kleinen Holzbrücke ab und gehe durch das raschelnde Laub zu dem Weg, der mich hoffentlich vor dem Gewitter ins schützende Zuhause führt.


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Streitgespräch

Freundinnen

Thema: Streitgespräch

„Hast du das von Margarete gehört?“, fragte Anne.
„Nein, was denn?“, antwortete Sibille.
„Na von ihrem Mann. Der soll ja fremdgehen.“.
„Was? Wer erzählt denn den Unfug?“.
„Na Margarete hat ja solche Andeutungen gemacht. Er kommt immer spät heim und hat keine vernünftigen Erklärungen dafür.“.
„Ach quatsch, das glaubt doch kein Mensch, dass der Kurt fremdgeht. Ausgerechnet Kurt, dass ich nicht lache!“.
„Was willst du damit sagen? Ich bilde mir das ein oder ich denke mir das aus?
„Willst du sagen ich lüge?“.
„Mein Gott, wie kommst du denn jetzt darauf. Hab ich sowas gesagt?“.
„Na wer weiß, vielleicht weißt du ja mehr als du zugeben willst.“, sagte Anne.
„Sag mal spinnst du?“, antwortete Sibille und sah Anne mit böse verzogener Miene an.


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Streitgespräch

Das Treffen

Thema: Streitgespräch

Das Pärchen saß an einem Tisch direkt am Fenster des sich langsam drehenden Donauturmrestaurants.
„Schönes Wetter heute.“, sagte er.
Es folgte betretenes Schweigen.
„Ich…“, sagte er. „Du…“, sagte er.
Es folgte betretenes Schweigen.
 
Harald nahm einen Schluck aus seinem Glas mit Sekt-Orange, um das Schweigen zu überbrücken. John nahm all seinen Mut zusammen und fragte:
„Komm, sag endlich, was gibt es heute zu feiern?“.
Nervös nahm Harald noch einen Schluck.
 
„John, du weißt ja, ich wollte mit meiner Mutter über dich sprechen…“.
„Harald, du machst mich fertig! Spuck’s endlich aus!“, sagt John frustriert.
„Ähm, ja, nun wegen meiner Mutter. Sie wird gleich da sein.“.
 
„Was? Bist du verrückt, warum konntest du mir das nicht vorher sagen?“, hisste John mit unterdrückter Stimme, „Nach allem, was sie über dich und deine Freunde gesagt hat?“.
„Jetzt krieg dich wieder ein!“, antwortete Harald wütend, „Und mach mir hier nicht schon wieder eine Szene!“


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Mit anderen Augen

Ameisenbär

Thema: Mit anderen Augen

Ich wache auf und stelle fest, dass ich Hunger habe. Ich ziehe los und suche den nächstbesten Ameisenhügel auf. Sofort strecke ich meine hungrige und sich an dem Geschmack der Ameisen labend wollende lange Zunge nach der Beute aus.
 
Ich treffe ins Nichts.
„Das gibt’s doch nicht, das kann doch nicht sein!“, denke ich und beginne sofort damit, die Zunge wieder auszustrecken.
„Zack!“, wieder keine Ameise erwischt.
„Ja, verflixt nochmal das glaub ich nicht“, denke ich und starte den nächsten Versuch. Wieder – Nichts!
 
Bis ich endlich einen Schritt zurückgehe und mir den Ameisenbau genauer ansehe.
„Verdammt, sind die Biester einfach weitergezogen“.
Aber naja, ich hab Zeit und sonst nichts zu tun.
Ich werde euch finden!


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