von Michaela und Günter

Kategorie: Prosa Seite 3 von 11

Lauschangriff

Der Morgen

Thema: Lauschangriff

Das pfeifende Geräusch meiner Nase weckt mich. Beim Aufdecken der Bettdecke wirbelte die Luft herum. Ich drehte mich auf die Seite und setzte mich im Bett auf, während der Lattenrost unter mir knarzte.
Mit einem Ruck stand ich auf und hörte das Knacken meiner Knie.
 
Das schlurfende Geräusch meiner Hausschuhe begleitete mich zur Kaffeemaschine. Im Vorbeilaufen am Kühlschrank drang das leise Surren und Gluckern an mein Ohr.
 
Ein stumpfer Ton hallte durch den Raum, gefolgt von einem lauten „Verdammt!“ dass aus meinem Mund kam und die Stille durchbrach, nachdem ich mir den Zeh angeschlagen hatte.
 
Mein lautes und schweres Atmen unterstrich den Schmerz. Seufzend nahm ich den Klicklaut wahr, als ich die Kaffeemaschine einschaltete. Sie begann zu grummeln und zu gurgeln und das Wasser schoss zischend in den Filter.
Als der Kaffee fertig war nahm ich klappernd die Kaffeetasse aus dem Schrank und stellte sie mit einem Klirrgeräusch auf die Untertasse.
 
Klack, Kratz, Quietsch, nahm ich die Kaffeekanne heraus. Schlürfend rann der Kaffee in die Tasse. Am Esstisch angekommen trank ich meinen Kaffee und dachte: „Endlich Ruhe!“



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Traumjob

Künstlerin

Thema: Traumjob

Das Atelier ist voll mit allen möglichen Materialien.
Was werde ich heute verwenden?
Ich wandere gemächlich an den Regalen vorbei.
Mit den Händen taste ich die Dinge ab.
Rauh, samtig, stachelig.
 
Ich bleibe an einer gummiartigen Unterlage stehen. Ja, die wird’s heute werden. Gedanken wirbeln in meinem Kopf umher.
Was passt dazu? Was kann ich damit kombinieren?
Zack, da kommt der Gedanke an den Herrentorso.
Ja, die Unterlage kann ich an dem Torso befestigen. Und schon spielen die passenden Ideen in meinem Kopf.
 
Dazu passen sicher die Spiegelmosaik-Teile.
Ach ja, und dann habe ich ja noch die bunten Bänder.
Ob ich da dieses komische gebogene Drahtgewirr mit einarbeiten kann? Das muss ich unbedingt ausprobieren. Ich sehe das Ergebnis vor meinem inneren Auge.
 
Der linke Teil des Torsos quer mit der Gummimatte, darauf Bänder mit eingearbeitet. Die andere Hälfte mit den kleinen Teilchen. Darauf das Drahtgebilde. Das wird toll. Doch da fehlt mir noch etwas. Etwas, das ins Auge springt und sich in den Vordergrund drängt. Und da kommt auch schon die Lösung angetanzt.
 
Ich habe doch diese überdimensional große Blume.
Die passt perfekt auf die Spiegelteile. Das wars. Voila, passt perfekt.
Das nächste Teil für die Ausstellung ist fertig.
Wie schön, sich so kreativ ausleben zu können!


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Traumjob

Grisu

Thema: Traumjob

„Ich werde Feuerwehrmann!“, rufe ich schmollend in die verkohlten Überreste des Wartehäuschens hinein. Mein Vater neben mir schüttelt traurig den Kopf.
 
 „Sag jetzt nichts!“, schreie ich ihn wütend an.
„Ich, ich …!“, rufe ich, während er schützend seine Schwingen über die vor ihm kauernden Menschen ausbreitete.
„Ich, ich wollte doch nur dem kleinen Chihuahua streicheln und dann hat der mich in den Finger gebissen und dann, und dann ist es einfach passiert!“.
 
Hinter den Schwingen meines Vaters höre ich ein empörtes Kläffen. Ein kleiner, etwas angekokelter Hund schießt heraus und beißt mir in den Fuß.
„Ich werde Feuerwehrmann!“, rufe ich frustriert, während die rotglühenden Reste des Wartehäuschens klappernd vor mir zusammenbrechen.


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Lauschangriff

Die Brücke

Thema: Lauschangriff

Eine leichte Brise lässt die Blätter in den Bäumen aneinander reiben. Ein unregelmäßiges Rauschen läuft wie eine Welle durch den Wald. Die Blätter der Rotbuchenriesen klingen heller als die festen Blätter der knorrigen Eichen. Einige Äste stoßen klappernd aneinander, andere Äste erzeugen ein Quietschen, wie ein ungelenkes Spiel auf einer Violine.
 
Vor mir gluckert sanft ein Bach über das Herbstlaub des vorigen Jahres. In den Büschen raschelt es und ein schwarzes Amselmännchen schießt heraus.
Es ruft „Tsitsipe!“ und sieht mich vorwurfsvoll an. Die Amsel hüpft weiter und schiebt raschelnd mit dem Schnabel Blätter zur Seite, auf der suche nach für mich lautlosen Regenwürmern.
 
Behäbig durchquert ein Feuersalamander den seichten Bach und stört für kurze Zeit das monotone Glucksen des Baches. Der Wind wird stärker und klingt jetzt wie ein heranrauschender Zug. In der Ferne ertönt ein dumpfes Grollen. Die Amsel sucht unbeeindruckt weiter.
 
Aber für mich ist es Zeit nach Hause zu gehen. Ich stoße mich vom Geländer der knarrenden, kleinen Holzbrücke ab und gehe durch das raschelnde Laub zu dem Weg, der mich hoffentlich vor dem Gewitter ins schützende Zuhause führt.


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Streitgespräch

Freundinnen

Thema: Streitgespräch

„Hast du das von Margarete gehört?“, fragte Anne.
„Nein, was denn?“, antwortete Sibille.
„Na von ihrem Mann. Der soll ja fremdgehen.“.
„Was? Wer erzählt denn den Unfug?“.
„Na Margarete hat ja solche Andeutungen gemacht. Er kommt immer spät heim und hat keine vernünftigen Erklärungen dafür.“.
„Ach quatsch, das glaubt doch kein Mensch, dass der Kurt fremdgeht. Ausgerechnet Kurt, dass ich nicht lache!“.
„Was willst du damit sagen? Ich bilde mir das ein oder ich denke mir das aus?
„Willst du sagen ich lüge?“.
„Mein Gott, wie kommst du denn jetzt darauf. Hab ich sowas gesagt?“.
„Na wer weiß, vielleicht weißt du ja mehr als du zugeben willst.“, sagte Anne.
„Sag mal spinnst du?“, antwortete Sibille und sah Anne mit böse verzogener Miene an.


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Streitgespräch

Das Treffen

Thema: Streitgespräch

Das Pärchen saß an einem Tisch direkt am Fenster des sich langsam drehenden Donauturmrestaurants.
„Schönes Wetter heute.“, sagte er.
Es folgte betretenes Schweigen.
„Ich…“, sagte er. „Du…“, sagte er.
Es folgte betretenes Schweigen.
 
Harald nahm einen Schluck aus seinem Glas mit Sekt-Orange, um das Schweigen zu überbrücken. John nahm all seinen Mut zusammen und fragte:
„Komm, sag endlich, was gibt es heute zu feiern?“.
Nervös nahm Harald noch einen Schluck.
 
„John, du weißt ja, ich wollte mit meiner Mutter über dich sprechen…“.
„Harald, du machst mich fertig! Spuck’s endlich aus!“, sagt John frustriert.
„Ähm, ja, nun wegen meiner Mutter. Sie wird gleich da sein.“.
 
„Was? Bist du verrückt, warum konntest du mir das nicht vorher sagen?“, hisste John mit unterdrückter Stimme, „Nach allem, was sie über dich und deine Freunde gesagt hat?“.
„Jetzt krieg dich wieder ein!“, antwortete Harald wütend, „Und mach mir hier nicht schon wieder eine Szene!“


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Mit anderen Augen

Ameisenbär

Thema: Mit anderen Augen

Ich wache auf und stelle fest, dass ich Hunger habe. Ich ziehe los und suche den nächstbesten Ameisenhügel auf. Sofort strecke ich meine hungrige und sich an dem Geschmack der Ameisen labend wollende lange Zunge nach der Beute aus.
 
Ich treffe ins Nichts.
„Das gibt’s doch nicht, das kann doch nicht sein!“, denke ich und beginne sofort damit, die Zunge wieder auszustrecken.
„Zack!“, wieder keine Ameise erwischt.
„Ja, verflixt nochmal das glaub ich nicht“, denke ich und starte den nächsten Versuch. Wieder – Nichts!
 
Bis ich endlich einen Schritt zurückgehe und mir den Ameisenbau genauer ansehe.
„Verdammt, sind die Biester einfach weitergezogen“.
Aber naja, ich hab Zeit und sonst nichts zu tun.
Ich werde euch finden!


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Gemeinsame Geschichte

Hochhaus-glänzend-schaukeln

Thema: Gemeinsam eine Geschichte schreiben

An der grauen Straße stand das Hochhaus, in dem die zwei Jungen wohnten.
Sie strolchten immer um die Häuser herum.
 
Sie landeten irgendwann am Kinderspielplatz, wo die Schaukeln darauf warteten, benützt zu werden. Sie überlegten, welche Dummheit ihnen dafür einfiel, um die Schaukeln nicht normal zu benützen.
 
Der ältere Junge sagte: „Lass uns die Schaukel eindrehen und uns dann ausdrehen lassen!“. „Laangweilig!“, sagte der jüngere, „Ich habe eine bessere Idee!“.
„Jaaa, jaaa, ich habe die glänzende Idee, wir schlagen die Schaukel über den Balken und dann entsteht ein Reck.
Da ziehen wir uns hoch und zeigen unsere Muckis, das gefällt den Mädchen!“.
 
Sie spielten so eine Zeit lang. Dann wurden sie müde, außerdem stellte sich Langeweile ein.
So gingen sie an den Gärten entlang, da sprang ihnen das rot der Kirschen in die Augen. Irgendwas glänzte da im Baum.
 
Sofort war ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet. Dieses Rätsel musste gelöst werden. Vorsichtig schauten sie sich um, bevor sie über den Zaun in den Garten kletterten. „Ich mach dir die Räuberleiter und du kletterst hoch!“, sagte der ältere Junge.
Gesagt, getan und schon klammerte sich der jüngere an den untersten Ast des Baumes, magisch angezogen von dem glänzenden Ding im Baum.
Wie in Hypnose starrte er das Ding an und fiel in ein einen tiefen Schlaf.
Fortsetzung folgt… nicht?


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Mit anderen Augen

Der Turmfalke

Thema: Mit anderen Augen

„Maus, immer nur Maus!“, dachte Volkan frustriert.
„Schwarze Maus mit Mausgeschmack, braune Maus mit Mausgeschmack. Hie und da auch eine weiße Maus aber auch mit Mausgeschmack. Ich will mal was ohne Mausgeschmack!“, dachte Volkan, während er über dem scheinbar endlosen Kürbisfeld kreiste.
 
Da bewegte sich etwas im Feld. Volkans scharfe Augen fokussierten sich auf den Ort dieser Bewegung. Etwas Längliches wand sich zwischen den Kürbissen voran.
„Keine Maus!“, dachte Volkan, „Keine Maus?!“.
 
Ohne viel nachzudenke stürzte er sich aus der Höhe herab und packte das sich windende Tier mit seinen scharfen Krallen. Volkan betrachtete das sich immer schwächer windende Tier genauer.
Definitiv keine Maus. Sah nur seltsam aus. Keine Beine, lang, dünn, mit einer Beule in der Mitte.
 
Volkan bohrte seinen scharfen Schnabel in das Tier hinein.
„Hmm, essbar und ohne Mausgeschmack!“, dachte er. Schnell schlang er das Tier hinunter, stieß sich kraftvoll ab und flog zurück in seinen Turm. Satt und zufrieden saß er da, als er plötzlich würgte und dachte:
„Nein! Nicht schon wieder Mausgeschmack!“


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Genre

Lieselotte

Thema: Genre (Soapopera-Krimi)

 „Lieselotte, ach du meine herzallerliebste Lieselotte, willst du meine Frau werden?“, fragte Laurentius schluchzend, während er seine blutüberströmte Lieselotte in den Armen hielt. Das Blut aus ihrer Schusswunde lief über seine Hand.
 
Lieselottes Augen begannen zu flattern und sie antwortete ihm keuchend und abgehackt:
„Oh du mein schöner Laurentius, ich dachte schon du fragst mich niemals!“.
Blut kam jetzt auch aus ihrem Mund.
„Es gäbe nichts für mich, dass schöner wäre als deine Frau zu werden.“
 
Mit letzter Kraft formte sie mit ihrem wunderschönen, vom Blut rosenrot gefärbten Mund ein Lächeln, bevor ihr Kopf zur Seite fiel und sie ihren letzten Atemzug aushauchte.
 
Vor dem Haus stand Bartholomäus mit der Schrotflinte in der Hand. Er stand einfach nur da und beobachtete die Szene, so als ob sie in einem Film spielen würde. In seinem Kopf hallte nur diese eine Frage:
„Wie konnte es nur soweit kommen?!“


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