von Michaela und Günter

Kategorie: Prosa Seite 6 von 11

Autobahn - WASSERZEICHEN Michaela

Autobahn

Die Autobahn durchschnitt das kleine Dörfchen „Murmelschneck“.
 
Alle hassten den Namen und das ließ sich schon am Ortsschild klar erkennen.
Es war an allen möglichen Stellen angenagt und der Rest von Schleim überzogen.
 
Seit Jahren gab es immer wieder den Versuch den Teil „Schneck“ aus dem Wort streichen lassen.
Die Murmeltiere, die auf der einen Seite des Dorfes lebten, hassten die Schnecken aus tiefstem Herzen. Die Schnecken dagegen verstanden die ganze Aufregung überhaupt nicht.
 
Immer wieder wurden sie zur gemeinsamen Bezirkssitzung eingeladen. Immer wieder machten sie sich auf den Weg zum Bezirksamt um Schlussendlich festzustellen, dass niemand da war.
So krochen sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause.
 
Gleichzeitig rannten die, wie immer durchgeplanten und durchgetakteten Murmeltiere wie wild umher und konnten nicht verstehen, warum die Schnecken niemals zu den vereinbarten Terminen anwesend waren.
Dabei lag die Lösung doch so klar auf der Hand.
 
Durch den vielen Stress kam bei den Murmeltieren niemand auf die Idee, den Schnecken mehr Zeit einzuräumen.
 
Und so wird sich das wohl auch nicht so schnell ändern.









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Autobahn - WASSERZEICHEN Günter

Autobahn

„Stau, warum immer Stau?“, schrie Kemal sein verwittertes Lenkrad an.
 
Seit 20 Minuten stand er schon in der Hansonkurve und starrte sinnlos in den Laabergtunnel hinein.
 
Sein Taxidienst hätte schon vor 10 Minuten beginnen sollen, doch an diesem Montagmorgen stand er natürlich im Stau.
 
Kemal steckte sich eine Zigarette in dem Mund und starrte auf das leere Camel-Packerl in seiner Hand.
Auch das noch.
 
Wütend schob er die Zigarette zurück in das Packerl.
Er riss die Fahrertür auf und versuchte den Grund für den Stau zu erkennen.
Er kniff seine Augen zum Schutz vor der tiefstehenden Morgensonne zusammen und so wie seine Halsschlagadern, traten auch die tiefen Furchen rund um seine Augen hervor.
 
Vor ihm nur weiteres, wütendes Hupen.
 
„Sind sicher wieder diese scheiß Klimakleber!“, dachte Kemal, zog sein Feuerzeug heraus, steckte sich die letzte Zigarette in den Mund hielt inne.
 
„Wer weiß, wie lange dieser Scheißstau noch dauert?“, dachte Kemal mit einem Blick auf die leere Zigarettenpackung, die er frustriert auf den Beifahrersitz seines alten Mercedes geworfen hatte.
 
Kemal warf das unbenützte Feuerzug zu der Packung am Beifahrersitz und zog heftig an der Zigarette in seinem Mund.
 
Ein leichter Geruch nach Tabak erfüllte seinen Mundraum und seine Nase, aber der Nikotinkick fehlte definitiv.
Kemal verlor sich in Gewaltfantasien, in Träumen von chromblitzenden Hummern mit blutverschmierten Alufelgen.
 
Kemal kniff seine Augen noch stärker zusammen und versuchte die Bewegung mehrere Autos vor ihm einzuordnen.
 
„Enten, sind das Enten?“, dachte Kemal und griff gedankenverloren zu seinem Feuerzeug und zündete sich seine letzte Zigarette an.










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Am Beginn meines Weges- WASSERZEICHEN Michaela SG

Am Beginn meines Weges

 
Am Beginn meines Weges war noch alles in Ordnung.
 
Doch nun war alles war staubig, sandig und ausgetrocknet.
Ich dachte nicht, dass sich das Landschaftsbild noch verändern würde.
Schließlich sah alles sprichwörtlich „Tot“ aus.
Auch sah ich eingetrocknete Kadaver von kleinen Tieren.
Schon hatte ich die Hoffnung auf Wasser aufgegeben.
Mein Mund war bereits komplett ausgetrocknet. Die Kräfte in meinem Körper fingen auch an zu schwinden.
In meinem Kopf war nur noch dieser eine Gedanke: “Wasser, ich brauche Wasser“!
Langsam  schlich sich auch die Angst in meine Gedanken, kein Wasser zu finden.
 
Soll meine Reise hier wirklich zu Ende gehen? Ich wollte doch noch so viele Orte besuchen.
Es kann und darf hier und heute einfach nicht enden.
 
War das gerade ein Büschel Gras?
 
Nein, das kann nicht sein.
Das war sicher nur eine Einbildung.
 
Alle meine Freunde hatten mich noch gewarnt, nicht auf diese Reise zu gehen.
Es sei zu gefährlich, hatten sie gesagt.
 
Da war doch schon wieder ein kleines Etwas grün.
 
Aber ich wollte und musste auf diese Reise gehen. Es war so wichtig für mich, mir zu beweisen, dass ich das alleine durchziehen kann. Und nun das. Es darf nicht sein, dass sie recht behalten sollten.
 
So schleppe ich mich weiter dahin in der Hoffnung, doch noch Wasser zu finden.
Während ich weiter in meinen Gedankenspiralen festhänge, bleibe ich eher Instinktiv stehen, bevor mein Gehirn überhaupt versteht und realisiert, was los ist.
 
Nein, das kann nicht wirklich sein.
 
Ich reibe mir ungläubig die Augen und öffne sie erneut.
 
Was ich sehe, kann ich kaum glauben.
Es ist wahr! Vor meinen Augen steht eine winzig kleine Blume.
Ich habe keine Ahnung welche Blume das ist, aber sie blüht in all ihrer Pracht.
 
Sie ist in diesem Augenblick, die schönste Pflanze der Welt!
 
Bedeutet dies doch, dass hier irgendwo Wasser in der Nähe sein muss.
 
Als ich mich die Düne bis nach oben durchgekämpft habe, sehe ich auf eine wunderschöne Oase hinunter und weiß mich in Sicherheit.












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Am Beginn meines Weges- WASSERZEICHEN Günter SG

Hansi

Thema: Am Beginn meines Weges

Die Tautropfen an den Spitzen der grünen Stängel perlen an meinen Fühlern herab und helfen mir dabei über die Wiese zu gleiten.
„Oh, wie schön ist der Morgen!“, denke ich, währen ich über die weißen Blütenblätter eines Gänseblümchens krieche.
 
Wäre da nicht das von der Sonne aufgeheizte, steinige Schotterband, das auf mich wartet.
Der Morgensnack im Salatfeld hatte mich heute länger als üblich aufgehalten. Aber diese zarten, würzigen Blätter sind einfach zu verführerisch schmackhaft.
 
Ich denke an die scharfkantigen, glühend heißen Kiesel, die sich in meinem Fuß bohren werden und sofort schlägt mein Herz schneller und meine Fühler ziehen sich zusammen.
Meine Zahnraspeln knirschen und ich versuche schneller voranzukommen.
„Wenn dieses Haus nicht dauernd wachsen würde, …“, denke ich und blick neidvoll zu meinen hauslosen Verwandten, die mich in der Zwischenzeit links und rechts überholt hatten.
 
„Konzentration, du Träumer!“
 
Ich versuche mich wieder auf meinen Weg zu konzentrieren.
Die Sonne brennt immer heißer herab, aber das Schotterband liegt jetzt endlich vor mir.
 
„Fühler einziehen und durch!“, versuche ich mich zu motivieren.
 
„Au, au!“. Ich spüre, wie sich die heißen Kiesel unter mir anhäufen und wie Schmirgelpapier meinen Fuß entlangreiben.
 
„Nur noch ein kleines Stück!“, denke ich und sehe sehnsüchtig zum schattigen Waldrand hinüber.
Ich krieche mit letzter Kraft den steinernen Wall am Rand des Schotterbandes hinauf und schleppe mich in die Sicherheit des kühlen Waldschattens.
 
Da! Die Höhle im Wurzelgeflecht des umgestürzten Baumriesens! Noch einmal die letzten Schleimreserven mobilisieren!
Im feuchten Lehmboden warten schon die bereits zugeklebten Häuser der Verwandtschaft.
 
„Morgen gibt’s Radieschen! Da bekomm ich zwar Blähungen, aber die wachsen viel näher am Wald!“, denke ich, kleistere mein Haus zu und träume von zarten Dahlientrieben.










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Bild einer alten Frau Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Günter

Zerfallende Gedanken

Thema: Bild einer alten Frau

5 Karotten, 4 Erdäpfel, 2 Zwiebel…
Was fehlt noch?
Ah, eine Staude Lauch!
 
Wenn mir meine nichtsnutzige Schwiegertochter beim Einkauf helfen könnte, wäre das großartig!
Leider sehr unwahrscheinlich.
 
Mein armer Sohn. So brav in der Schule und jetzt eine Alkoholikerin als Frau.
 
Was fehlt noch?
 
Öl ist im Hause. Wieviel Geld ist da?
Ich kann nicht wieder anschreiben lassen.
 
Hat die Schwiegertochter wieder alles versoffen?
Hoffentlich hat sie das Versteck in der rostigen Dose hinter dem Herd noch nicht gefunden.
 
Was fehlt noch?
 
Müdigkeit habe ich genug. Holz ist auch noch da.
Nur noch ein paar Minuten ausruhen.










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Bild einer alten Frau Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Bild einer alten Frau

Ach, endlich mal einen Augenblick Zeit um ein kleines Päuschen zu machen.
Das habe ich mir aber auch redlich verdient.
Schließlich habe ich heute schon genug getan und erledigt.
Hier zu sitzen und die Augen mal ein wenig ausruhen.

Immer diese Schufterei, das ganze Leben lang.

Aber es gab auch schöne Zeiten.
Die vielen Feste, die wir gefeiert haben.
Wir haben gelacht und getanzt, was das Zeug hält.

Ich habe die Welt bereist, so viele schöne Dinge gesehen. Es war traumhaft und immer wieder herrlich neue Menschen zu treffen.

Ja, es war ein langes anstrengendes aber auch ein Ereignisreiches Leben.

So und nun muss ich weiter, mein Essen brennt sonst an und dann gibt’s wieder Ärger mit Erwin, dem alten Taugenichts.









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Beginne etwas neues oder fang neu an Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Beginne etwas Neues oder fang neu an

„Ich will die Scheidung.“, sagte Kathrin zu Roman und schoss hinterher:“ Dieses Mal ziehe ich es durch, du brauchst gar nicht erst zu versuchen mich wieder mal umzustimmen!
 
Ich habe es endgültig satt, immer nur dann für dich wichtig zu sein, wenn dich mal wieder eine deiner feinen Damen abserviert, nachdem sie dich und deine Tour durchschaut hat haben.
 
Meine Tickets sind gebucht und bezahlt.
Der Umzugswagen ist bestellt.
Martin mein Sohn, ja mein Sohn.
Wenn ich jetzt schon aufräume, dann ganz, denn du bist nicht sein Vater, eröffnet wie du weißt, ein Hotel auf Madeira.
 
Ich werde mit ihm gehen und den Rest meines Lebens dort noch die Sonne genießen und ihm mit meinem Wissen aus der Gärtnerei unterstützen.
 
Mein Gott, ich habe Besseres verdient als dich!“










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Mensch, spaziergang, einkaufen, nach Hause Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Das Geheimnis

Thema: Mensch, Spaziergang, einkaufen, nach Hause

Verstohlen blickte Johann sich um.
Zuerst links die Straße hinauf, dann rechts auf die Kreuzung hinab.
Nichts und niemand war zu sehen.
Allein die verschiedenen Vogelgesänge durchbrachen die völlige Stille.
 
Nochmals schnell links und rechts geblickt, sicher ist sicher.
Man kann schließlich nicht vorsichtig genug sein, wenn es um ein Geheimnis geht.
 
Rascheln, dann ein kurzes Knarren und schon war Johann durch das Gestrüpp und das dahinter versteckte, von außen nicht sichtbare Türchen hindurchgeschlüpft.
 
Was sich dahinter verbarg, war ein traumhaftes Wäldchen.
 
Er stellte den Alarm seiner Armbanduhr auf 15 Minuten, damit er die Zeit nicht vergaß. Das konnte hier schnell passieren, wie er wusste.
 
Und dann eine glaubwürdige Ausrede für so viel vergangene Zeit zu finden, war gar nicht so einfach.
 
Das sollte ihm heute nicht passieren.
Er atmete tief ein und ging los.
 
Diese prächtigen Farben und der Duft der hier leuchtend blühenden Blumen und Pflanzen zwischen den vom Wind gestreichelten Bäume zog ihn noch jedes Mal in den Bann.
 
Sofort entspannte er sich und fiel förmlich in Trance.
Er vergaß all den Trubel von zu Hause. Er legte den Lärm der 4 Kinder wie einen Mantel ab.
 
Diese Zeit gehörte nur ihm und er genoss jede Sekunde und jeden einzelnen Atemzug. Damit lud er seine Batterien wieder auf.
 
Schwupps, schon vibrierte seine Uhr und er war einmal mehr erstaunt, wie schnell die Zeit doch vergehen konnte.
Sofort machte er sich wieder auf den Rückweg.
Steckte den Kopf vorsichtig durch das Gestrüpp um zu kontrollieren, ob ihn auch ja niemand sah, wenn er wieder auf die Straße kam.
 
Gott sei Dank, dachte er, al er niemanden sah.
 
So machte er sich auf den Weg zum Supermarkt und kaufte alle Dinge, die auf seiner Einkaufsliste standen.
Als er nach Hause kam und die Kinder wie üblich fragten wo er so lange geblieben sei, antwortete er: „Ach Kinder, was soll ich euch sagen.
Es waren so viele Leute im Supermarkt, man hätte glauben könne, dass es etwas umsonst gegeben hätte.
 
Kurz tauchte noch das Bild des versteckten Wäldchens in Johanns Kopf auf, doch dafür war nicht lange Zeit, denn die Kinder nahmen Johann sofort wieder in Beschlag.












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Mensch, spaziergang, einkaufen, nach Hause Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Günter

Der Spaziergang

Thema: Mensch, Spaziergang, einkaufen, nach Hause

„Linke Krücke, rechtes Bein, rechte Krücke, linkes Bein“, dachte Luis konzentriert auf seinem Weg zur Busstation.
Der rissige Asphalt des Gehsteiges machte die Fortbewegung auch nicht leichter.
Luis blieb kurz an einem besonders tiefen Loch hängen und schaffte es gerade noch das Gleichgewicht zu halten.
 
Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und blonde Haarsträhnen vor seinem Gesicht engten das Blickfeld noch weiter ein.
Nur noch ein paar Meter bis zur Busstation.
Luis versuchte den weiteren Weg durch seine Haarsträhnen zu erkennen.
 
„Hoffentlich kommt der Bus heute nicht pünktlich!“, dachte Luis und sah diesen natürlich schon von der Wallnerstraße aus einbiegen.
 
„Keine Chance!“, dachte Luis und blieb schwer atmend stehen.
 
Sein Blick fiel auf den Snackautomaten neben der Busstation.
„Wenigstens muss ich nicht verhungern.“, dachte Luis und humpelte konzentriert weiter.
 
„Die kandierten Erdnüsse sind natürlich aus.“, murmelte Luis frustriert.
„Die Snackmandeln sind sowieso viel gesünder!“
 
Luis sah sich um und versuchte den Ursprung der Stimme zu lokalisieren.
Eine Hand winkte hinter dem Automaten aus der Busstation hervor.
Dann erschien auch noch ein hübsches Gesicht mit langen, pinken Haaren, das ihn anlächelte.
 
„Hab auch den blöden Bus verpasst. Kann ich dir irgendwie helfen?“, sagte sie mit einem Blick auf Luis Krücken.
„Offensichtlich bei der Auswahl deiner gesunden Snackalternative.“, sagte Luis lächelnd.









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Liebe ohne es zu erwähnen Schreibworkshop Seiwald Michaela WASSERZEICHEN

Liebe ohne es zu erwähnen

„Die Brücke wird abreißen und wir fallen in die Tiefe“, sagte James zu Elisabeth, während er sie fest mit beiden Händen umklammerte.
 
Natürlich war es nicht so dramatisch wie er es darstellte. Doch das wusste Elisabeth natürlich nicht.
 
Er wollte sie damit so in die Enge treiben, dass sie ihm endlich ihre Gefühle offenbarte.
 
Er wusste es schon lange und doch konnte sie es ihm nie sagen.
Alleine wie sie ihn oft ansah.
Diese verheißungsvollen und sehnsüchtigen Blicke von ihr.
Wie sie verschmitzt und verstohlen lächelte wenn er den Raum betrat.
Wie sie ihre Haare nach hinten streifte und ihm ihren Hals darbot.
 
Er wollte die Worte endlich aus ihrem Mund hören, selbst wenn er sie dazu in Lebensgefahr bringen musste.
 
Er konnte nur noch denken: „Sag es doch endlich, du weißt, dass ich es hören will“.
 
Wieder riss ein kleines Stück der Brücke ab und Elisabeth überwand sich endlich und sagte: “James, ich muss dir da noch etwas sagen, bevor es zu spät ist……










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