von Michaela und Günter

Kategorie: Prosa Seite 8 von 11

Hilde-Nimm einen Teil des Plots Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Günter

Hilde

Thema: Nimm einen Teil des Plots

Ein Schlagloch riss Hilde aus ihrem verworrenen Traum. Die Scheinwerfer des Autos bohrten sich ins Dunkel der Nacht und reflektierten am nassen Asphalt der Bundesstraße.

Hilde blickte nach links auf das vertraute und doch so fremde Gesicht ihres 83-jährigen Vaters. Das schwache Licht der Armaturenbeleuchtung hinterließ tiefe Schatten in Josefs zerfurchtem Gesicht und ließ die gekrümmte Nase noch schärfer hervortreten.

Hilde konnte immer noch nicht fassen, dass ihr Leben noch vor einer Woche aus der eintönigen Arbeit in der Ölmühle bestanden hatte. Mit ihrem Vater hatte sie schon jahrelang kein Wort gewechselt und sein Dasein in der Wohnung über der Mühle ignoriert. Dieser eine Anruf von der Bank am verstaubten Festnetztelefon in der ungenutzten Werkstatt hatte alles geändert.

Ein weiteres Schlagloch riss Hilde aus ihren Gedanken.
Josef drehte sich zu ihr und sagte: „Bist du wach?“.
Hilde unterdrückte ihren ersten Impuls für eine schnippische Antwort und sagte einfach: „Ja, leider.“.
„Die Serben haben noch nie etwas ordentlich instand halten können.“, sagte Josef.

Hilde wusste nur wenig über die Vergangenheit des Mannes, der selbst 53 Jahre lang geglaubt hatte, ihr Vater zu sein.









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Der Feind Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Der Feind

Ich werde mich vermehren.
Alles in meiner DNA ist darauf ausgerichtet.
Egal was ihr auch versucht, ich werde mich anpassen und so mein Fortbestehen sichern.
Ihr könnt probieren mich auszurotten, ja dieses kleine Fenster der Möglichkeit gibt es, doch glaube ich nicht, dass dies funktionieren wird.
Ich wurde geboren, um zu überleben, egal was es auch kostet.
Wenn ihr es schaffen solltet, euch gegen einen Teil von mir zu immunisieren, wird ein anderer Teil von mir mutieren.
Ja, es geht ums nackte Überleben.
Wer ist der stärkere von uns?
Habe ich nicht auch ein Recht zu überleben?
Warum bin ich das Böse und ihr schützenwert?
Habe ich nicht auch das Recht zu existieren?
Wer hat das zu entscheiden?









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Telefonieren Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Telefonieren

Er zog sein Handy aus der Tasche. er wollte doch einfach nur telefonieren.
Er hielt das Handy in Händen und konnte nicht glauben, dass es wirklich so laufen sollte.
Die Lage war echt verzwickt.
Alles fing schon vor Tagen an. Nur zu gut wusste er, womit das Unglück begann.
Seine Frau wollte ihn verlassen.
Er wollte sich mit ihr Treffen und sie hatten sich für ein Gespräch verabredet.
Als er an diesem Tag die Wohnung verlassen wollte, stolperte er so ungeschickt über einen Eimer, den er aus Faulheit nicht weggeräumt hatte, hielt sich an der gelben Jacke, die an dem Hirschgeweih hing, weil er sie auch nicht an ihren Platz gegeben hatte, fest.
Durch die Wucht riss es das Hirschgeweih von der Wand und fiel im während des Hinfallens auf den Kopf.
Bewusstlos blieb er am Boden liegen.
Stunden später wachte er auf und wusste nicht, wo er war.
Verwirrt, aber neugierig machte er sich daran die Wohnung, in der er sich befand zu erkunden.
Da lagen Bierdosen und Schnapsflaschen neben Chips und sonstigem Müll herum. Das Bett vertrug auch mal einen Wäschewechsel.
In der Küche stapelte sich das Geschirr und der Geruch in der Wohnung war auch nicht ohne.
Er sagte laut zu sich selbst: „Diese Wohnung ist ein einziger Saustall, ich würde hier nicht freiwillig wohnen wollen“.
Als er bemerkte, dass er laut gedacht hatte, kam auch die Erinnerung zurück, wer er war und dass das seine Wohnung war.
Augenblicklich verstand er, was ihm seine Frau vorwarf und warum sie ihn verlassen wollte.
Er würde sich verspäten, das war klar.
Also wollte er sie anrufen und nun das, der Akku des Telefons war leer.















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Telefonieren Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Günter

Hubert

Thema: Telefonieren

Hubert will telefonieren.
Er weiß nur nicht, warum, und wen er eigentlich anrufen will. Sein Kopf fühlt sich seltsam an und auch der Rest des Körpers schickt nur verschwommene Signale.
„Was soll der Scheiß?“, denkt Hubert und versucht, seinen getrübten Blick auf die Umgebung zu fokussieren. Etwas bewegt sich in sein Gesichtsfeld hinein und wieder hinaus.
„Ist das ein Baum?“, denkt Hubert, während ihm sein Magen plötzlich ein flaues Gefühl vermittelt. Der Baumstamm wandert diesmal etwas klarer in sein Sichtfeld hinein.
„Warum sind die Äste oben?“, denkt Hubert.
Der Baumstamm wandert wieder auf seinem Sichtfeld hinaus, nur ein knorriger Ast bleibt in seinem rechten Blickwinkel zurück.
Die Übelkeit verstärkt sich und es wird ihm schlagartig klar, dass das wohl daran liegen musste, dass er mit dem Kopf nach unten hin und her pendelt. Panik steigt in Hubert auf und seine Augen zucken weg vom wieder auftauchenden Baumstamm und richten sich nach oben, seinen Körper entlang.
Sein Blick trifft auf die braunen Knopfaugen eines Eichkätzchens, das neugierig vom fast durchgeknabberten Seil aufsah, an dem Herbert von einem armdicken Ast hängt.
Hubert reißt entsetzt die Augen auf.
Doch in diesem Moment reißt das Seil und Hubert stürzt mit einem stummen Schrei in die Tiefe.
Der James-Bond Klingelton fährt kreischend durch Huberts Gehirn.
Sein Herz pocht rasend und er erkennt, dass er zu Hause in seinem Bett liegt. Verkatert nach seinem Junggesellenabschied und verzweifelt, weil er doch Birgit versprochen hatte, sie anzurufen, sobald er Zuhause ist.















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Alltagsgegenstand-WASSERZEICHEN-Michaela

Der Kochtopf

Thema: Gegenstand

Ich bin wichtig.
Sogar sehr wichtig.
Du brauchst mich fast jeden Tag.
Außer du bist abtrünnig und gehst fremd, indem du auf die Schnelle Nummer stehst.
Dieses neumodische Ding in dem Mikrowellen durch den kleinen Raum strahlen und das, höchstwahrscheinlich fertig gekaufte Essen, von außen nach innen wärmt.
Pah… Wie langweilig!
Das kann doch jeder!
Bei mir ist es wie mit der Liebe.
Die höchste Form des Genusses.
Die Zeit und die richtigen Lebensmittel ergeben eine Symbiose, die dem Gaumen mehr abverlangen als nur aufreißen und futtern.
Der Duft, der aus meinem Inneren aufsteigt, kitzelt die Nase und führt unweigerlich dazu, dass dir das Wasser im Mund zusammenläuft.
Dein Magen nimmt die Fährte auf, er weiß, wo alles münden wird.
Vorfreude kommt auf.
Sinnlich rührend treibt es auf den Höhepunkt zu.
Die einzelnen Zutaten fügen sich in ein großes Ganzes zusammen.
Die Vorfreude lässt sich jetzt kaum noch unterdrücken.
Ja, ja jetzt, jetzt ist es so weit.
Gib es zu, du willst es doch auch.
Na dann, lass es uns jetzt tun.
Richte endlich an und iss.
Mahlzeit!
Jedoch lass dir eines gesagt sein.
Wenn du nicht kochen kannst, nimm die Mikrowelle!
Denn nur mit mir, deinem Kochtopf, wirst du diese Erfahrung machen!









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Alltagsgegenstand-ASSERZEICHEN-Guenter

Rosi

Thema: Gegenstand

Rosi schlüpfte vorsichtig durch den Zaun des Schrottplatzes.
Sie blickte links und rechts, um sich zu vergewissern, dass keiner der Rottweiler-Mischlinge in der Nähe war. Die Sonne brannte unbarmherzig auf das bereits aufgeheizte Metall der abgewrackten Autos herab.

Rosi musste darauf achten, dass ihre Hände in den zu langen Ärmeln ihrer zerrissenen Männerjacke verborgen blieben, wenn sie sich zwischen den Wracks hindurch zwängte. Der Schweiß lief hier in Strömen das Gesicht hinab und tropfte zischend auf das glühende Metall. Leider war die Mittagszeit die einzige sichere Gelegenheit sich auf den Schrottplatz zu schleichen, denn dann verkrochen sich sowohl der Wachmann als auch die Hunde in den Schatten der im hinteren Bereich aufgespannten Plane.
Rosi versuchte möglichst geräuschlos durch die Reihen der Wracks zu schlüpfen.

Ihr Herz raste aus Aufregung und durch die brütende Hitze.
„Nur noch zwei Reihen weiter!“, dachte Rosie und versuchte ihren Blick zu fokussieren. Eingepackt in die schützende Jacke zwängte sie sich an dem Panzer mit dem klaffenden Loch an der Seite vorbei. Endlich sah sie ihr Ziel vor Augen.

Die zwei goldenen Rolls-Royce, aufgebockt auf Ziegelsteinen.
Der Gestank von Gummi und vermodernder Sitzbezüge nahm ihr in der Hitze fast den Atem. Aber ihr Auftraggeber hatte ihr keine Wahl gelassen.
Entweder sie brachte ihm heute noch die Kühlerfigur eines Rolls-Royce oder ihre Familie verlor den Schutz, den sie so dringend brauchten, seitdem ihr Vater im Krieg gefallen war. Rosi sah noch einmal verzweifelt nach links und rechts und lief über die freie Fläche zu den Autos.

„Einmal nach links drücken und dann hinunter drücken.“, waren ihre Anweisungen gewesen.
Sie drehte die Figur nach links.
Sie hörte ein heiseres Bellen in der Ferne.
Ihr Mund war völlig ausgedörrt.

Mit letzter Kraft zog sie die Figur mit ihren kleinen Händen nach links und drückte sie nach unten. Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass die Figur aus der Kühlerhaube hinaus sprang und mit einem metallenen Scheppern auf der Kühlerhaube des Rolls landete. Mit dem Ergebnis, dass drei Reihen weiter die Hölle ausbrach.

Vor Schreck erstarrt, wusste Rose nicht was sie tun sollte. Doch die Angst gab ihr einen Ruck und sie schnappte sich die brennend heiße Figur.
„Au!“, schrie sie, hielt die Figur aber fest und lief so schnell sie ihre Beine trugen zurück zum Loch im Zaun.










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2021 11 12 - Ablauf nach Walt Disney Schreibworkshop Seiwald WASSERZEICHEN Michaela

Ablauf nach Walt Disney

Es war einmal ein Eichhörnchen.

Jeden Tag zog es los um seine vergrabenen Nüsse zu suchen.

Eines Tages musste es feststellen, dass jemand all seine Verstecke gefunden und alle Nüsse gestohlen hatte.

Und so kam es, dass es viel weiter aus seinem angestammten Revier musste, als sie es jemals gewagt hätte.
Schließlich hatte sie noch die Jungen zu versorgen.
Zum Glück nicht mehr lange, denn sie waren fast schon so weit in die Wildnis entlassen zu werden.

Und so kam es, dass sie bei ihrer Suche unweigerlich auf eine Spur von Nüssen stieß, die jemand für sie ausgelegt hatte.
Nichtsahnend und freudig über den perfekten Fund , stopfte sie sich die Backen bis zum Rand voll.
Na da werden sich die kleinen aber freuen, dachte sie sich.

Bis endlich die Spur zu ende war stand sie vor ihrem Nest, wo die Jungen lachten, weil sie es waren, die die Nüsse ausgegraben hatten um ihre Mutter zu überraschen.


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2021 11 10 - Advent Michaela NZ WASSERZEICHEN

Advent

Die Tage werden kürzer.
Die Dunkelheit dagegen länger.
Es beginnt die Adventszeit.

In den Geschäften wurde die Weihnachtszeit schon vor längerem eröffnet.
 
Keksteig, Adventskalender, Lebkuchen in allen erdenklichen Variationen und sonstige süße Versuchungen, weisen den Weg in Richtung Weihnachtsfest.
 
Liebliche Klangspiele, Christbaumschmuck, Dekoration in jeder Farbe und Lichterketten in allen Längen und Formen, sollen das Haus oder die Wohnung vorbereiten, auf das was da kommen wird.
 
Es wird gebastelt, gebacken und gesungen, Geschenke gesucht, gefunden und eingepackt.
 
Das alles für die kurze Zeit der Bescherung am 24. Dezember.
 
Die Familie kommt zusammen, jemand hat sich ganz viel Mühe mit dem Abendmahl gegeben.
 
So sitzt man beisammen und genießt die Freude der Beschenkten und das Beisammensein an sich.
 
Viel zu schnell ist der Abend um und der Alltag kehrt wieder ein.
 
Alles ist wie vorher.
 
Ach du schöne Adventszeit.
 
Wie schade, dass Weihnachten nur einmal im Jahr ist.

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Lass einen Gegenstand sprechen - Günter - Wasserzeichen

Das Tier-Seniorenheim

„Haddu Mörchen?“

„Ach, hör doch auf mit deinen Häschenwitzen!“, grummelte Elisa.
„Jede Woche das gleiche!“, dachte sie frustriert.
Mathilda, die Schildkröte, war schon über 120 Jahre alt, aber leider in ihrer Demenz in den 70er Jahren hängen geblieben.

„Haddu soooo großes Brot?“
 
„Das ist meine persönliche Hölle!“, dachte Elisa und stellte sich vor, wieder jung zu sein und einfach davonhoppeln zu können. Sie versuchte Mathilda auszublenden und ließ ihren Blick über die versammelte Seniorenrunde schweifen. Direkt neben ihr saß daumendrehend Kurt, das Eichhorn.
Natürlich blöd grinsend, weil die Häschenwitze genau seine Art von Humor waren. Neben ihm saß die Methusalem-Schildkröte Mathilda, deren Kopf beim Witzeerzählen wie ein Metronom hin- und her wippte.
 
„Will uns nicht Elisa auch einen Witz erzählen?“
 
„Na ganz sicher nicht!“, dachte Elisa und starrte mit verschränkten Pfoten böse die Gruppenleiterin Mia an.
Mia war eine graue Feldmaus, die sich redlich bemühte, die Senioren aus ihrem ritualisierten Alltag zu holen.
Aber manchmal ziemlich nervte.
 
„Na komm, Elisa, schlimmer als die Häschenwitze kanns ja nicht werden.“, krächzte kichernd die ergraute Rabendame Ronja.
„Nächste Woche ist wenigstens Mensch-ärgere-dich-nicht-Abend, das endet immer in einem lustigen Chaos.“, dachte Elisa und ergab sich seufzend ihrem Schicksal.

„Ein Hamster, eine Spottdrossel und eine Igel Dame sitzen in einem Zugabteil…“







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2021 05 23 -Die Elfe- Michaela WASSERZEICHEN

Die Elfe

Aufgeregt flog die Elfe durch den Wald.
Eifrig suchte sie die Bewohner, um ihnen die große Neuigkeit zu erzählen.
Sie traf auf die Frösche beim kleinen Teich.
Hibbelig rief sie ihnen zu: “Los los, macht euch auf den Weg.“
Sofort quakte der größte aller Frösche die anderen zusammen und sie zogen in Reih und Glied los.
                                                                                           
Und weiter ging der Rundflug.                              
 
Dann kamen ihr die Rehe und Hirsche entgegen.
Ruhig grasend standen sie da, bis die kleine Elfe die frohe Botschaft wieder verbreitete.
 Auf der Stelle hüpften und sprangen alle in die Richtung zur Lichtung.
 
Auf ihrem Weg traf sie noch Insekten, Eulen, Eichhörnchen, Vögel, Fische und sonstige Tiere des Waldes.
 
Allen erzählte sie total aufgeregt, dass es nun so weit sei, und sich alle zur Lichtung begeben sollten.
 
Vorbei war es mit der Stille im Wald.
 Alles, was fliegen, schwimmen, kriechen oder sich sonst irgendwie fortbewegen konnte machte sich freudig und erwartungsvoll auf den Weg.

Wenig später waren sie alle auf der Lichtung versammelt.

Es war das reinste Gewusel.

Alle drängten und schubsten, stießen und kletterten übereinander, nur um einen Blick von dem zu erhaschen was gerade geschah.

Alle waren überwältigt, manche weinten vor Freude.
Andere hüpften und sprangen oder jauchzten, nachdem sie es gesehen hatten.

Niemand von ihnen hatte je etwas schöneres in ihrem Leben gesehen.
Viele dachten sich, das gibt wieder Gesprächsstoff für die nächsten Jahre.


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