von Michaela und Günter

Kategorie: Prosa Seite 9 von 11

2021 04 18 -Mauseloch- Michaela WASSERZEICHEN

Mauseloch

Das Mauseloch sieht verlassen und einsam aus.
Doch der Schein trügt.
Sieht man genauer hin und folgt dem Gang ins Innere tiefer in den Bau, findet man dort eine kleine Mäusedame.
 
Sie ist eifrig zugange, ihren Bau für die große Herde bereit zu machen.
 
Emsig sammelt sie Nüsse und Samen für den langen Winter.
Sie trägt eifrig Blätter und sonstiges Laub zusammen und richtet so das wohlige Heim für den kommenden Winter her.
 
Es muss für alle reichen, vom Platz bis zum Futter.
 
Da, sie hört sie herannahmen.
Für den Mensch nicht hörbar, hört sie das Fiepen der kleinen Racker schon von weitem.
 
Ja, es reicht für alle und sie lässt noch einmal ihren Blick durch den Bau schweifen und stellt zufrieden fest:“ Ja, kommt nur meine lieben, ich habe alles für euch vorbereitet.“
 
Und dann treffen sie mit lautem Quieken ein.


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2021 04 18 -Mauseloch- Günter WASSERZEICHEN

Hunger

Thema: Mauseloch

Furcht – Gier
Hunger vor und Hunger nach
Gegensätze prallen aufeinander
für den einen die Pforte zur Hölle

für den anderen das Tor zum Himmel
Hunger drängt danach die Schwelle zu überschreiten
doch die Furcht vor dem Ungewissen
hemmt den Vorwärtsdrang des kleinen Wesens

denn auch das Grollen tief im Innersten
des Giganten, der vor dem Eingang Wache hält
entsteht aus Hunger und der Furcht vor
der vergeblichen Jagd

Die Furcht vor neuerlichem Hunger
verbindet die Wesen
lässt sie verschmelzen zu einer Gemeinschaft des Hungers

der den einen zum Warten zwingt
und den anderen zur Handlung
bis der eine Teil des anderen wird
und der gemeinsame Hunger erlischt







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2020 07 19 Korallenriff Michaela WASSERZEICHEN

Der Schlot

Thema: Korallenriff

„Blubb!“

Mit einem dumpfen Dröhnen löste sich eine große Luftblase vom gezackten Rand des Unterwasserschlotes. Sie folgte langsam ihrem Vorgänger durch den schwach phosphoreszierenden und stetig wogenden Wald der bleichen Tiefseeanemonen.
Lila leuchtende Herzen der durchsichtigen Krabbenfische pulsierten im Schutz des Korallenriffes.

„Blibb, Blibb!“

Zwei kleine Blasen schossen hektisch aus dem Schlot, als ob sie die großen Blasen einholen müssten.

„Peng!“

Ein Schuss aus der überdimensionierten Schere eines transparenten Pistolenkrebses beendete das Leben eines unvorsichtigen Krabbenfisches und vertrieb die kleinen Luftblasen in die tintengleiche Schwärze der endlosen Unterwasserfinsternis.










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2020 07 19 Korallenriff Günter WASSERZEICHEN

Korallenriff

Die Welle prescht mit voller Wucht gegen das Korallenriff.
 
Die Fische treiben dabei wie im Einklang einer Symphonie, mit hin und her.
 
Die Koralle öffnet und lässt ihre Samen frei.
 
Millionen von ihnen schweben im Rhythmus
des Wassers auf der Suche nach Halt.
 
Kaum den Platz gefunden,
krallen sie sich fest und beginnen neu zu wachsen.
 
Wachsen, wachsen und vermehren,
ist das einzige und wichtigste Ziel in ihrem Dasein.

 
Und so entsteht ein neues Korallenriff.


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John

Thema: Hammer

„Fuck“, schrie Mike und schleuderte den Hammer quer durch das Wohnzimmer.

„Fuck“, schrie Gertrude, als der Hammer zitternd in ihrem vergötterten John Travolta-Bild in der Wand neben ihr stecken blieb.

„Du Volltrottel kannst nicht einmal einen Nagel in die Wand schlagen!“, schrie sie Mike wütend an und lief verzweifelt durch die Scherben zu ihrem vollgestellten Travolta-Altar.
Der Hammer hatte ihr Idol unrettbar geköpft und das von ihr euphorisch auf Ebay ersteigerte höchstpersönlich signierte Bild in Sekundenbruchteilen entweiht.

Gertrude’s Blickfeld engte sich ein und färbte sich rot. Sie packte den Hammer, riss ihn mit einem weltschmerzenden Schluchzen aus dem angebeteten Bild und rannte auf Mike zu, dessen Augen angsterfüllt aus seinem mondgesichtigen, verschwitzen Gesicht quollen.









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2020 06 28 -Hammer- Michaela WASSERZEICHEN

Hammer

Da liegt ein Hammer vor mir.

Er liegt ruhig und unbeweglich.

Doch der Schein trügt.

Wie es sich wohl anfühlt, wenn er auf dem Kopf aufschlägt?

Die Kraft und die Wucht mit der er auf sein Ziel trifft.

Mit jedem Schlag dringt er tiefer und tiefer hinein.

Erbarmungslos,

Rücksichtslos.

Treffer, … Treffer… und noch einmal.

Animalisch,

bestialisch,

brachial.

Schonungslos darauf eingeschlagen, welch ein gutes Gefühl.



Verdammt, jetzt ist der Nagel umgeknickt!




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Das Katzenkitzelkonservatorium Günter Wasserzeichen

Das Katzenkitzelkonservatorium

Der katzenkitzelnde Köter Karli lag wie jeden Morgen auf der Lauer.
Er liebte es vollgefressen den süßen Duft der Jasminhecke in sich aufzusaugen. Die Sommersonne wärmte sein dunkelbraunes Zottelfell und er träumte von aufregenden Zeiten im Katzenkitzelkonservatorium.
Da ließ ihn ein Rascheln aufhorchen.

Waren das schon die flauschigen Fell-Fiepser auf dem Weg in die Katzenschule?
Karli sog die frische Morgenluft durch seine Schnauze.
Kein Katzengeruch.
Aber doch Kätzchen.

Verwirrt hob Karli seinen Kopf und versuchte etwas im dichten Grün der Hecke zu erkennen. Huschte da unten in der Hecke nicht ein dunkelbrauner Schweif vorbei? Immer höher schraubte sich das Rascheln empor.
Da explodierte das dichte Blätterwerk der Hecke.

„Ah, Eichkätzchen!“, dachte Karli und verfolgte die Flugbahn der emsigen Eichkatzendame Elisa, die elegant wie immer auf dem ausladenden Ast des mächtigen Walnussbaumes landete.

Karli ließ seinen Kopf wieder auf den Boden sinken.





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Lächeln

Ich muss Lächeln, wenn ich an dich denke.

Mein Herz geht auf und meine Stimmung hebt sich.
 
Es ist wunderschön dich an meiner Seite zu wissen.
 
Deine Nähe gibt mir Kraft, um viele Dinge durchzustehen und immer weiter zu machen.
 
Dich in den Arm zu nehmen ist das schönste Gefühl auf Erden.
 
Dich lächeln zu sehen lässt mein Herz höher schlagen.
 
In deinen Armen ist die Welt für mich in Ordnung.
 
Die Geborgenheit die du mich spüren lässt, brauch ich zum Leben.
 
In deiner Nähe bin ich ganz.
 
Lächeln ist die zweitschönste Sache der Welt!
 
Die schönste Sache der Welt? Na, die LIEBE!!!






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Alice

Thema: Lächeln

„Wie gut, dass ich heute die Grinsekatze mitgenommen habe!“ , dachte Alice, als sie im Dämmerlicht die Kellertreppe hinunter stieg.

Die Stufen knarrten bei jedem Schritt und das schwache Licht, das sich von hinten aus dem Flur in den Keller ergoss, reichte nicht weit die Stiege hinunter. Alice begann, die auf ihrer Schulter sitzende Grinsekatze zu streicheln. Sie musste die unsichtbare Katze nicht sehen, um den schweren Kopf auf ihrer linken Schulter zu spüren.

Schlafwandlerisch sicher begann sie die flauschige Stelle zwischen den Ohren der Grinsekatze zu streicheln. Alice kniff vorsichtshalber die Augen zusammen und blieb im Halbdunkel stehen.
Ihr Oberkörper begann zu vibrieren und ein tiefes Schnurren hallte durch den finsteren Kellerraum.

Doch mit der Finsternis war es genauso wie mit der Stille plötzlich vorbei.
Die Streicheleinheiten genießend erhellte die Grinsekatze lächelnd den Keller und vertrieb eine Schar von quiekenden Ferkelratten in ihre Löcher zurück.

Alice lächelte und sagte: „Die armen Schweinderln, hoffentlich verpetzen sie mich nicht bei der Herzkönigin!“

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Regenbogen Günter Wasserzeichen

Quietschrosa

Thema: Regenbogen

Quietschrosa starrte gebannt auf die glitzernde Oberfläche des Sees.
Es sah so aus, als ob kleine Tropfen versuchten vom See in den Himmel zu steigen.
Eine ganze Welt versuchte sich umzukehren.
Plötzlich zerriss ein Sonnenstrahl den Vorhang des herabströmenden Regens.
 
Quietschrosa hielt den Atem an. War es jetzt soweit?
 
Unbändige Vorfreude durchströmte sie. Doch der Vorhang zog sich wieder zu. Sie spürte aber schon die Macht, die aus den Elementen Feuer, Wasser und Licht zusammenflossen.

Da schossen die feurigen Strahlen der untergehenden Sonne hinter dem Vorhang hervor. Quietschrosa riss, so wie alle mit ihr versammelten Einhörner, ihren Mund auf.

„Quietschrosa!“ schrie sie ihren Namen empor.
Sie vereinte ihn mit dem Chor der anderen Einhörner zu einem gleißenden Regenbogen, der sich über den Himmel bis zum Horizont erstreckte.

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