von Michaela und Günter

Kategorie: Tiere Seite 1 von 3

2024 07 31 - Konrad - Günter

Konrad

Thema: skizziere eine Szene und schreibe einen Text

Ruinen – bröckelndes Mauerwerk
Grüne Ranken mit weiß-rosa Blüten
Chamäleon rötlich im Sonnenuntergang
Gewitterwolken
Süßlicher Geruch von Honig und Moder
Ohrenbetäubendes Insektenzirpen
Schriller Ruf
 
——————————-
 
Konrad, das Chamäleon, sonnte sich in der warmen Abendsonne. Das ohrenbetäubende Zirpen der unzähligen Insekten versprach ein reichliches Abendmahl.
Ein schrilles Kreischen drang aus dem undurchdringlichen Dickicht des Dschungels.
Plötzlich Stille.
Konrad ließ seine Augen in alle Richtungen kreisen und verfärbte sich vom Altrosa des Sonnenunterganges in das Grünbraun der Ranken, in denen er saß.
Ein Husten drang aus dem Dickicht.
Dann ein Grunzen.
Dann stiebte Mathilde, die Warzenschweindame, aus dem Dickicht, umgeben von einer schwarzen Wolke aus Insekten.
 
„Wie..“, hustete sie indigniert, „soll man in diesem insektenverseuchten Dschungel einen ordentlichen Ton herausbringen?!“.
Konrad entspannte sich und wurde wieder abendrot-Rosa.
„Wie oft habe ich dir gesagt, dass du erst nach dem Abendessen proben sollst!“, rief Konrad Mathilde zu.
„Aber es ist doch schon so spät?!“, rief sie zurück.
Konrad schüttelte nur den Kopf. In diesem Moment ging die Sonne unter und unzählige Chamäleon-Zungen schossen aus ihren Verstecken heraus und verschlangen einen Großteil der Insekten. Wohliges Schmatzen war zu hören.
„So, jetzt kannst du.“, schmatzte Konrad.
Mathilde setzte zu ihrer Arie an und versuchte, wie jeden Abend das dezimierte – aber doch noch sehr laute – Insektenzirpen zu übertönen.

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Maja - Wasserzeichen

Maja

Eine Episode aus dem Leben einer Forschungsbiene

A tribute to „Biene Maja“

„Majaa, Majaaaa!“
 
Wie dieses Herumgeschreie nervte!
Als sie noch Kinder waren, war das ja noch niedlich gewesen. Aber wer konnte damals ahnen, dass er durch seine Kombination aus Faulheit und Niedlichkeit jetzt genau ihr an der Backe kleben würde.

„Majaaaa, Majaaaaaa!“, hörte sie ihn noch lauter rufen.
„Jahaa, Willi, ich komme schon!“, summte sie genervt zurück.
„Sein Mund hatte immer schon am besten funktioniert.“, dachte sie, „Kein Wunder, dass er jetzt zu dick zum Krabbeln ist.“.

Maja seufzte, legte den Entwurf für den Forschungsbericht auf die Seite und krabbelte aus ihrer Forschungswabe in Richtung Großraumwabe. Dafür hatte sie nicht fünf Bienenjahre studiert, das Lebensverlängerungselexier entdeckt, den Propolis-Preis dafür bekommen, um jetzt Kindermädchen für diese alterssichtige Drohne zu spielen.
Aber es war nun mal ihr bester, weil einziger Drohnenfreund, der jetzt versuchte, als Laborassistenzdrohne seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Nicht, dass er dafür viel machen musste, denn als einzige 53-jährige Drohne genoss er Großvater-Schutz bei den jungen Arbeitsbienen.

„Mmmmm!“
„Ja, bin schon da, sei leise Willi!“, zischte Maja, „Stör nicht schon wieder die Telegrafen-Bienen beim Schwänzeln!“
„Hehe, Schwänzeln, da fällt mir dieser Witz ein, schwänzelt eine Arbeitsbiene zur anderen…“
„Willi, ich habe nicht alles liegen und stehen lassen, um mir deine anzüglichen Schwänzel-Witze anzuhören, was willst du von mir?“
„Aber der ist wirklich gut, also die Arbeitsbiene schwänzelt…“
„Willi, mir reichts gleich, soll ich dir wieder den Schwänzelkanal streichen lassen?“
„Nein, bitte, nicht, es läuft gerade der Sommerstock der Schwänzelstars und die eine Drohne…“
„Willi, ich will das alles nicht wissen! Und dein Laborkittel ist auch schon wieder voller Blütenstaub!“
„Naja, Waltraud hatte diese Töpfe mit den leckeren Blütenstaub-Krapfen mitgebracht und…“
„Und du musstest natürlich deinen Kopf fühlertief in den Topf hineinstecken und deinen Laborkittel vollkleckern.“
„Ja, genau, und dabei ist mir eingefallen, dass wir heute die Pokerrunde mit Puck und Flip haben und ich dich ja daran erinnern sollte!“
„Was, das ist heute?! Ich hatte dir doch gesagt, dass du mich drei Tage vorher erinnern sollst, damit ich noch Nektar einkaufen kann!“
„Upps, ja, ähh, na ich war ja die letzte Tage dermaßen mit Arbeit eingedeckt…“

Maja rollte mit allen Facetten ihrer Augen. Wenn er doch einmal etwas hinbekommen würde.  Aber dann setzte er wieder diesen Drohnenblick auf und sie konnte ihm nichts übel nehmen.
„Na gut, dann muss ich schauen, dass ich rechtzeitig mit meinem Experiment fertig werde. Du kaufst dafür diesmal den Nektar ein, aber nicht diesen Fusel wie beim vorherigen Mal! Da konnten wir nicht einmal mehr die Spielkarten sehen, ein Wunder dass wir nicht alle blind geworden sind!“
„Hehe, du bist nur eine schlechte Verliererin, weil ich all deine Honigtaler eingesackt hatte…“
„Hmpf, das war nur reines Glück. So, hab schon zu viel Zeit mit deinem Blödsinn verplempert, der Bericht für Königin Kassandra schreibt sich nicht von selbst.“
„Brrr, Berichte…“. Willi schüttelte sich schaudernd.
„Gestern hatte ich diesen Albtraum von dem Quartalshonigbericht, in dem ich eine Wabe nach der anderen…“

Maja war schon wieder auf dem Weg zurück in ihr Laborwabe, während Willi das Trauma seiner Faulheitsexistenz an seinem inneren Auge vorbeiziehen sah.
Sie träumte von der Berechnung der analytischen Fortsetzung der Fakultät der Integralrechnung zur Bestimmung des Propolis-Pollenanteiles. Aber ein Blick auf die Wabenuhr holte sie in die Realität zurück.

„Nur noch genug Zeit den Forschungsbericht fertigzustellen.“, dachte sie,
„Aber danach werde ich diesen überheblichen Insekten den letzten ihrer Honigtaler abnehmen!“, während ihre goldenen Facettenaugen vorfreudig aufblitzten.

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Gemeinsamkeiten Günter Wasserzeichen

Gemeinsamkeiten

Ein Einzeller Märchen

Hansi, das Pantoffeltierchen, schwebte in einem Bällebad aus Wassermolekülen.
Stolz strich es mit den Flimmerhärchen über die Tochterzelle neben ihm.
Am Tag zuvor hatte sich Hansi an einem Schwarm von Cyanobaktieren gelabt und weil sein Bauch so sehr gefüllt war, hatte Hansi Lust bekommen sich zu teilen.

Gedacht, getan und schon waren sie zu zweit.
 
„Kannst du dich noch erinnern, damals, als ich selbst noch eine frisch geteilte Tochterzelle war?“, flimmert Hansi seiner Tochterzelle zu.
„Ja, klar, du Doofie, ich bin ja ein Klon von dir.“, flimmerte Flo zurück, „Meinst du, als du vor Angst quietschend vor der mickrigen Amöbe geflohen bist?“
„Diese Jugend von heute! Bei der Teilung muss bei dir wohl was mutiert sein, wenn du jetzt schon dement bist, wo soll das noch hinführen?“
„Mutiert, das nimmst du zurück! Und wenn dann sind deine Gene daran schuld!“
„Selber schuld, du Teilungsopfer!“
„Selber Opfer, du unbestimmtes Elternteil!“
 
Das wilde Herumflimmern hatte beide Zellen erschöpft.
 
„Na gut, also woran soll ich mich erinnern?“, fragte Flo.
„Hmpf.“, flimmerte Hansi, „Und wenn dann war es ein Sonnentierchen und keine Amöbe.“
„Also ich meine all diese Erinnerungen, die plötzlich da waren! Generationen und Generationen von Erinnerungen zurück bis zum ersten zufälligen Ahnen-Aminosäurestrang!“
„Als wäre es gestern gewesen!“, zwinkerte Flo versöhnlich zurück.
„Mich hat am meisten diese Geschichte von dem Urahn beeindruckt, der sich gegen die Schwefelesser durchgesetzt hatte!“
„Schwefelfresser, brrr, diese dreckigen …“.
„Na, hör mal, ich dachte, ich habe meinen Rassismus endlich überwunden, und schwupps…“.
„Jaja, ich weiß, die können auch nix dafür, dass es bei denen zu Hause so stinkt…“, flimmerte Flo beschwichtigend.
„So, wo war ich, ja der Schwefelfresser vernichtende Urahn…“
„Hehe, jetzt hast du’s geflimmert!“, kicherte Flo hämisch.
„Grrr, ein paar Millionen Generationen und der Rassismus ist immer noch nicht wegmutiert. Naja, vielleicht bei der nächsten Zellteilung.
Was ich eigentlich flimmern wollte…“
 
In diesem Moment trieb ein Schwarm von Legionellen vorbei.
Hansi und Flo knurrte ihre Nahrungsvakuolen und sie flimmerten hungrig in den Legionellenschwarm hinein.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann teilen sie sich noch heute.

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Traumjob

Grisu

Thema: Traumjob

„Ich werde Feuerwehrmann!“, rufe ich schmollend in die verkohlten Überreste des Wartehäuschens hinein. Mein Vater neben mir schüttelt traurig den Kopf.
 
 „Sag jetzt nichts!“, schreie ich ihn wütend an.
„Ich, ich …!“, rufe ich, während er schützend seine Schwingen über die vor ihm kauernden Menschen ausbreitete.
„Ich, ich wollte doch nur dem kleinen Chihuahua streicheln und dann hat der mich in den Finger gebissen und dann, und dann ist es einfach passiert!“.
 
Hinter den Schwingen meines Vaters höre ich ein empörtes Kläffen. Ein kleiner, etwas angekokelter Hund schießt heraus und beißt mir in den Fuß.
„Ich werde Feuerwehrmann!“, rufe ich frustriert, während die rotglühenden Reste des Wartehäuschens klappernd vor mir zusammenbrechen.


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Lauschangriff

Die Brücke

Thema: Lauschangriff

Eine leichte Brise lässt die Blätter in den Bäumen aneinander reiben. Ein unregelmäßiges Rauschen läuft wie eine Welle durch den Wald. Die Blätter der Rotbuchenriesen klingen heller als die festen Blätter der knorrigen Eichen. Einige Äste stoßen klappernd aneinander, andere Äste erzeugen ein Quietschen, wie ein ungelenkes Spiel auf einer Violine.
 
Vor mir gluckert sanft ein Bach über das Herbstlaub des vorigen Jahres. In den Büschen raschelt es und ein schwarzes Amselmännchen schießt heraus.
Es ruft „Tsitsipe!“ und sieht mich vorwurfsvoll an. Die Amsel hüpft weiter und schiebt raschelnd mit dem Schnabel Blätter zur Seite, auf der suche nach für mich lautlosen Regenwürmern.
 
Behäbig durchquert ein Feuersalamander den seichten Bach und stört für kurze Zeit das monotone Glucksen des Baches. Der Wind wird stärker und klingt jetzt wie ein heranrauschender Zug. In der Ferne ertönt ein dumpfes Grollen. Die Amsel sucht unbeeindruckt weiter.
 
Aber für mich ist es Zeit nach Hause zu gehen. Ich stoße mich vom Geländer der knarrenden, kleinen Holzbrücke ab und gehe durch das raschelnde Laub zu dem Weg, der mich hoffentlich vor dem Gewitter ins schützende Zuhause führt.


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Mit anderen Augen

Ameisenbär

Thema: Mit anderen Augen

Ich wache auf und stelle fest, dass ich Hunger habe. Ich ziehe los und suche den nächstbesten Ameisenhügel auf. Sofort strecke ich meine hungrige und sich an dem Geschmack der Ameisen labend wollende lange Zunge nach der Beute aus.
 
Ich treffe ins Nichts.
„Das gibt’s doch nicht, das kann doch nicht sein!“, denke ich und beginne sofort damit, die Zunge wieder auszustrecken.
„Zack!“, wieder keine Ameise erwischt.
„Ja, verflixt nochmal das glaub ich nicht“, denke ich und starte den nächsten Versuch. Wieder – Nichts!
 
Bis ich endlich einen Schritt zurückgehe und mir den Ameisenbau genauer ansehe.
„Verdammt, sind die Biester einfach weitergezogen“.
Aber naja, ich hab Zeit und sonst nichts zu tun.
Ich werde euch finden!


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Mit anderen Augen

Der Turmfalke

Thema: Mit anderen Augen

„Maus, immer nur Maus!“, dachte Volkan frustriert.
„Schwarze Maus mit Mausgeschmack, braune Maus mit Mausgeschmack. Hie und da auch eine weiße Maus aber auch mit Mausgeschmack. Ich will mal was ohne Mausgeschmack!“, dachte Volkan, während er über dem scheinbar endlosen Kürbisfeld kreiste.
 
Da bewegte sich etwas im Feld. Volkans scharfe Augen fokussierten sich auf den Ort dieser Bewegung. Etwas Längliches wand sich zwischen den Kürbissen voran.
„Keine Maus!“, dachte Volkan, „Keine Maus?!“.
 
Ohne viel nachzudenke stürzte er sich aus der Höhe herab und packte das sich windende Tier mit seinen scharfen Krallen. Volkan betrachtete das sich immer schwächer windende Tier genauer.
Definitiv keine Maus. Sah nur seltsam aus. Keine Beine, lang, dünn, mit einer Beule in der Mitte.
 
Volkan bohrte seinen scharfen Schnabel in das Tier hinein.
„Hmm, essbar und ohne Mausgeschmack!“, dachte er. Schnell schlang er das Tier hinunter, stieß sich kraftvoll ab und flog zurück in seinen Turm. Satt und zufrieden saß er da, als er plötzlich würgte und dachte:
„Nein! Nicht schon wieder Mausgeschmack!“


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Genre

Das Verhör

Thema: Genre (Krimi) – Der Turmfalke

„Das war ich nicht, niemals, Herr Inspektor!“, lispelte das Kaninchen, dass mit einer Pfote am Verhörtisch festgekettet war. Ich wandte meinen stechenden Falkenblick an und Viktor, der Karnikel, versuchte sich in seinen eigenen Pelz zu verkriechen.
 
„Deine Haare waren überall am Tatort!“, krächzte ich ihn an und warf den Beweisbeutel, der mit flauschigen, weißen Haaren vollgestopft war, auf den Verhörtisch. Viktors rote Augen quollen aus einem pelzigen Kopf.
 
„Das kann jedes Albinokaninchen gewesen sein!“, rief er.
 
Gnadenlos warf ich ihm den nächsten Beweisbeutel hin. Dieser Beutel enthielt eine erdige Karotte, der offensichtlich ein Stück herausgebissen worden war.
 
„Und wie viele Kaninchen mit einem Zahn gibt es?“, fragte ich.
„Mundraub und schwere Karottenverletzung, darauf stehen drei Jahre Wasser und Spinat!“.
„Spinal? Nein, bitte nicht, ich gestehe alles, Herr Inspektor!“.
 
Ich lehnte mich entspannt zurück, während Viktor sein Geständnis herunterlispelte.


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Die gestohlenen Bilder- Günter WASSERZEICHEN

Die gestohlenen Bilder

Unterwachtmeister Fridolin starrte verwirrt auf den neuen Häftling. Er blinzelte und hoffte auf eine Sehstörung seiner Facettenaugen.
Die Kadetten Peter und Lisa versuchten verzweifelt den Häftling mit ihren Fangarmen festzuhalten.
 
Peter rief: „Jetzt halt doch endlich still!“, während Lisa „Handschellen, wir brauchen mehr Handschellen!“, stammelte.
 
Unterwachtmeister Fridolin klärte die Situation, indem er die Beine des sich windenden Häftlings mit einem klebrigen Faden fixierte.
 
„Bäää, Misshandlung, das ist ja eklig!“, rief der Häftling.
„Ich kann deinen Mund auch noch zukleben.“, antwortete Oberwachtmeister Fridolin.
Der Häftling sagte nur noch „Anwalt!“ und schüttelte sich vor Ekel.
 
Unterwachtmeister Fridolin fixierte die Kadetten mit seinen unzähligen Augen. Die Stabschrecken senkten schuldbewusst ihre Köpfe.
 „Tut uns leid, Herr Unterwachtmeister, das war unsere erste Tausendfüßler Verhaftung.“, sagte Kadett Peter.
„Er war zusammengerollt zu groß für das Seil und über die vier paar Handschellen hat er nur gelacht.“, grummelte Lisa.
 
Unterwachtmeister Fridolin schüttelte enttäuscht den Kopf und sagte:
„Ihr zwei habt eine Woche Schreibtischdienst und die Haselnussblätter sind fürs erste auch gestrichen!“.
„Nicht die Haselnussblätter!“, heulte Kadett Peter, während er hinter Lisa her aus dem Aufnahmeraum der Stadtwache stakste.
„Und jetzt zu uns Jonny.“, sagte Unterwachtmeister Fridolin.
„Konntest deine Arme, ähh, Beine nicht von den Bildern lassen?“
„Michse?“, sagte Jonny unschuldig.
„Ja, dichse. Blöd für dich, dass du dabei gesehen wurdest, wie du die kostbaren Rubens Nacktschneckenbilder aus dem Museum gestohlen hast! Und bevor du etwas sagst. Wir haben Beweise.
Deine Fußabdrücke waren überall!“.










Originalhandschrift
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Tiefsee - Günter WASSERZEICHEN

Tiefsee

Schon seit Tagen trieb das Yeti-Krabben-Ei durch die ewige Finsternis. Herausgeschleudert vom Rücken ihrer Mutter durch eine unerwartete Eruption in der sonst sicheren Nische auf einem Seiten-Schlot ihres Heimat-Black-Smokers.
 
Die gewohnte, wohlige Hitze verwandelte sich schnell in die indifferente Kühle der Tiefsee. Das Ei trieb vorbei an den unzähligen gefahren, die in der Finsternis lauerten. Nur wenige Zentimeter vorbei am zähnefletschenden Maul des Anglerfisches. Weitergewirbelt von vorbeiziehenden Planktonräubern, einer ungewissen Zukunft entgegen.
 
Nur noch ein kleiner Lebensfunke steckte in dem Ei, als es von einer heraufziehenden Strömung erfasst wurde. Aufgewirbelte Sedimente legten sich schützend um das Ei.
 
Wie ein Staubkorn, das zur Schneeflocke wird und dann zu Boden sinkt, wurde das umhüllte Ei wieder langsam in die Tiefe gezogen.
Doch plötzlich blieb es an etwas hängen und unterbrach seine Reise ins Nichts.
 
Warmes, schwefelhaltiges Wasser belebte die verbliebenen Lebensgeister des Eies. Es kullerte weiter und streifte dabei den Sedimentballast ab und landete in einer kleinen Höhle. Die Wärme entfachte die gestoppte Zellteilung auf ein Neues.
Das Ei begann zu träumen von heißen Anemonenwiesen und kräftigen, zotteligen Scheren, die unentwegt schmackhafte Nahrung in ihren Mund stopfen werden.


Originalhandschrift
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